Früher sah man ihn oft durch die Stadt laufen, zuletzt waren seine öffentlichen Auftritte rar: Franz Ziwey, der von 1969 bis 1993 Bürgermeister von Stockach war, ist am 27. November im Alter von 92 Jahre gestorben. In wenigen Tagen hätte er Geburtstag gehabt.
Unter Ziwey schlossen sich die damals eigenständigen Gemeinden zur heutigen Stadt Stockach mit den 10 Ortsteilen zusammen. Auch das Gewerbegebiet Hardt ist eines der großen Dinge, die während seinen drei Amtszeiten entstanden sind, ebenso die Entstehung der Städtepartnerschaft mit La Roche in Frankreich. Ziwey erzählte bei verschiedenen Gelegenheiten immer wieder gerne davon, wie er damals ETO nach Stockach geholt hatte. Im Jahr 2011 wurde im Industriegebiet eine neue Straße nach dem Alt-Bürgermeister benannt: Franz-Ziwey-Ring.
Drei Amtszeiten als Bürgermeister
Als ein Kind mit Familie in Stockach und inzwischen selbst Stockacherin hörte ich den Namen Ziwey von Kindheit an immer wieder. Natürlich konnte ich als Kind mit Lokalpolitik nichts anfangen und als ich aufs Nellenburg-Gymnasium kam, war Ziwey bereits Alt-Bürgermeister. Er trat 1992/93 nicht mehr an – sein Nachfolger wurde Rainer Stolz, der bis 2023 im Amt war.
Beide hatte gemeinsam, dass sie aus einer anderen Region kamen, um Bürgermeister von Stockach zu werden. Ziwey wurde in 1932 in Stefansfeld (Banat) geboren und musste 1947 mit seiner Familie nach Österreich fliehen. Er kam schließlich nach Deutschland, ging in Spaichingen zur Schule und wurde bei der Stadtverwaltung Lehrling für die Inspektorenlaufbahn. Der spätere Ministerpräsident Erwin Teufel war 1969 Bürgermeister von Spaichingen als Ziwey sich entschloss, bei der Bürgermeisterwahl in Stockach anzutreten.
Als Stockach noch Kreisstadt war
Der damals 36-Jährige war schließlich einer von sieben Bewerbern, wobei einer wieder zurückzog. Im ersten Wahlgang lagen Ziwey und sein Mitbewerber Erwin Kästle vorne – ein zweiter Wahlgang folgte, bei dem Ziwey gewann. Damals war Stockach übrigens noch nicht so groß wie heute. Es hatte 6500 Einwohner und die heute bekannten Ortsteile gehörten noch nicht dazu. Die Gemeinde- und Kreisreform kam erst Mitte der 1970er-Jahre. Bis dahin war Stockach eine Kreisstadt und es gab bis dahin noch den Landkreis Stockach.
Ziwey wollte bei der Kreisreform, dass Stockach sich Richtung Konstanz orientierte, wie er einmal erzählte. So kam es auch. Das Gebäude, das kurz zuvor noch als Landratsamt gebaut worden war, ist das heutige Stockacher Rathaus.
Trauerfeier in St. Oswald
Nach 24 Jahren, also drei Amtszeiten, trat Ziwey nicht mehr an. Die Einwohner wählten Rainer Stolz zu seinem Nachfolger, der bis Ende 2023 im Amt war – seit 2024 ist Susen Katter Bürgermeisterin von Stockach. Die Stadt ehrte ihren Alt-Bürgermeister, der bei allen wichtigen Festen zugegen war, doppelt: Nach Ziwey wurde eine Straße benannt, was bei einer noch lebenden Person ungewöhnlich war, und er wurde zum Ehrenbürger von Stockach ernannt.
Die öffentliche Gedenkfeier findet laut Angaben der Stadtverwaltung am Freitag, 5. Dezember, um 10 Uhr in St. Oswald statt. Die Bestattung wird zu einem anderen Zeitpunkt im engsten Familienkreis sein.
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