Der Ausfluss der Stockacher Aach ist in den vergangenen Jahren zu einem zunehmenden Problem für Bodman geworden und birgt sogar eine Gefahr für das Strandbad. Die Gemeinde Bodman-Ludwigshafen hat aber eine Lösung – die Mündung im Naturschutzgebiet Hangen in den Bodensee soll begradigt werden. Christian Seng vom Planungsbüro 360Grad stellte dazu im Gemeinderat ein Konzept vor, das für die Räte einige Fragen und Sorgen mit sich brachte.
Seng zeigte anhand von Luftbildern, wie sich der Ausfluss der Stockacher Aach zunehmend in Richtung Bodman bewegt hat. 2013 sei der Ausfluss noch gerade gewesen, dann sei der Schwenk Richtung Bodman entstanden. Nun seien zunehmende Verlandungen und Sedimentablagerungen in den Häfen und dem Strandbad die Folge – bis zu 17 Zentimeter pro Jahr.
Er hatte auch eine Erklärung dabei, warum das eigentlich passiert: Die Corioliskraft. Diese Trägheitskraft sorge dafür, dass die Aach nach rechts abbiege. Sie habe auf der Nordhalbkugel so einen Effekt, schilderte Seng, der auf den Luftbildern auch die verlandeten Reste der alten, geraden Mündung zeigen konnte.
Mögliche Gefahr für das Strandbad
Bürgermeister Christoph Stolz merkte an, wie wichtig eine Korrektur der Aach-Kurve wäre, da die Mündung momentan auf das Strandbad zuführe. Die Gemeinde wolle vermeiden, dass man dort vielleicht deshalb irgendwann nicht mehr baden dürfte. Warum? Weil die Kläranlage das geklärte Wasser in die Stockacher Aach einleitet, aber bei Hochwasser könnte es laut Sitzungsvorlage passieren, dass auch ungeklärtes Wasser in die Aach gelangen könnte.
Was nun? Seng erklärte, man habe überlegt, wie der Strom wieder verlagert werden könnte. Er stellte ein Konzept vor, in dem sichelförmig mehrere naturnahe und mit Steinen gefüllte Pfahlreihen (Buhnen) den Wasserfluss zu einem neuen Initialgerinne lenken sollen.

Zudem soll ein Totholz-Konstrukt im jetzigen Ausfluss für eine Verlangsamung des Wassers in Richtung Bodman sorgen. Er versuchte auch direkt, den Räten eine Sorge zu nehmen: „Die Distanz zu Ludwigshafen ist so groß, dass es kein Problem wäre.“
Fragezeichen um Kosten und mögliche Zuschüsse
Diese Maßnahme, die von den Fachbehörden genehmigt werden müsse, kostet geschätzt 173.000 Euro. „Das ist eine ungefähre Größenordnung, da es keine alltägliche Maßnahme ist“, sagte Seng. Die Summe könnte sich plusminus 25 bis 30 Prozent verändern.
Christoph Stolz ergänzte, dass die Kosten bei der Gemeinde lägen. Zwar gebe es Gespräche mit den Behörden, aber er wies auf die klammen Haushalte beim Kreis und Land hin. Daher war zum Zeitpunkt der Sitzung offen, ob es eine Chance gibt, Geld für die Maßnahme zu erhalten.


Auf eine Rückfrage, wie dauerhaft die kostspielige Maßnahme wäre, konnte Christian Seng nur sagen, dies sei schwierig vorauszusehen. Spundwände wären langlebiger, doch in einem Naturschutzgebiet nicht genehmigungsfähig. Bei einer Verwendung von Robinien- oder Eichenholz schätzte er im Wasser eine Haltbarkeit von 15 bis 20 Jahren, da sich der Wasserstand laufend verändere und den Bauten dabei zusetzen könnte.
Räte bringen Ideen ein
CDU-Rat Daniel Trisner hatte eine klare Meinung: „Es ist außer Frage, dass wir etwas machen müssen. Wir können das Strandbad nicht riskieren.“ Auch andere sahen dies so. Er erkundigte sich allerdings, ob man mit einem Bagger nicht einfach Material umschichten könnte, um die Aach zu begradigen. Seng verneinte jedoch, da das feinsandige Material durch die Wasserbewegungen wieder zurückfließen würde.
Auch CDU-Rat Christian Pichler hatte einen Vorschlag: Ein Durchbruch per Bagger an einer Biegung der Aach, um so ihre Ausflussrichtung zu verändern. Laut Seng würde dies aber nicht funktionieren oder de Situation sogar verschlechtern.

Die Kosten bereiteten CDU-Rat Michael Koch Bauchschmerzen. Deshalb regte er an, bei der Finanzierung Hafen- und Stegbesitzer ins Boot zu holen, da alle von der Einschwemmung von Material betroffen seien. Stolz erwiderte, er werde das Thema entsprechend platzieren.
Weitere Stimmen aus dem Gremium waren ebenfalls positiv, jedoch mit verschiedenen Rückfragen verbunden. Christoph Leiz (Grüne) regte an, zwei weitere Buhnen einzuplanen, doch Seng erklärte, dies sei nicht notwendig und wäre nur ein Kostentreiber.
Aktuell könnten Synergerien genutzt werden
Sonja Hildebrand (Freie Wähler) sagte, sie glaube, bei den Behörden werde man auf offene Ohren stoßen. Jetzt sei sogar der ideale Zeitpunkt, um so eine Maßnahme umzusetzen, zumal derzeit ohnehin die notwendigen Firmen für das Ausbaggern der Häfen im Einsatz seien und keine Brutzeit sei, die berücksichtigt werden müsste.
„Warten ist für mich keine Option“, sagte sie angesichts der Prognose von Christian Seng, dass die Genehmigung bis zum nächsten Winter dauern könnte. „Ich plädiere zum Gasgeben.“
Der Bürgermeister nahm dies auf und passte den Beschlussvorschlag um eine Ermächtigung an, so dass die Verwaltung sofort bzw. nach einem Umlaufbeschluss einen Auftrag erteilen könnte, wenn die Behörden grünes Licht geben. Dies beschloss der Rat dann auch einstimmig. Die Planung soll nun vorangetrieben werden und die notwendigen Mittel werden in den Haushalt 2026 eingestellt.

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