Bald kein Urweltmuseum mehr und immer noch kein Heimatmuseum in Bodman: Was jetzt?

Das Urweltmuseum schließt im September, während bereits seit fast zwei Jahrzehnten in Bodman die Planung eines anderen Museums läuft. Ein Heimatmuseum für Bodman-Ludwigshafen. Beides ist schade: Das Urweltmuseum passte gut in das historische Gebäude aus dem Jahr 1772, das keine Fenster hat und nur im Sommer genutzt werden kann. Dass es beim Heimatmuseum schon so lange hakt, obwohl der Raum dafür bereits im Obergeschoss des Seeums vorhanden wäre, ist auch so eine Sache.

Auf jeden Fall ist Bodman ab Mitte September erst mal wieder ohne Museum. Bis dahin haben die Besucher noch die Gelegenheit, sich die Ausstellungsstücke aus der Uhrzeit und die interaktiven Installationen anzuschauen. Im Foyer steht auch nach wie vor die Torkel – die riesige Weinpresse, deren Name auch das Gebäude bezeichnet und weshalb es eigentlich „die Schlosstorkel“ heißt, obwohl viele auch „der“ sagen.

Der Eingang zum Museum und der Shop waren früher einmal ein Lokal. Bild: Ramona Löffler

Das Urweltmuseum kommt aus Holzmaden, wo der Hauptstandort ist. Im Jahr 2021 machte Rolf Hauff einen zweiten Standort in Bodman auf. Dazu gab es ein paar Umbauten, soweit dies im Rahmen des Denkmalschutzes möglich war – zum Beispiel die zweite brandschutztechnisch wichtige große Treppe ins Obergeschoss.

Zur Zukunft der 253 Jahre alten Schlosstorkel, die dem Gräflichen Haus Bodman gehört, ist bisher noch nichts Konkretes bekannt. Vor dem Einzug des Urweltmuseums war das Gebäude jahrelang ungenutzt, wurde jedoch aufwendig und denkmalschutzgerecht saniert. Dafür gab es Fördermittel und sogar eine Auszeichnung. In früheren Jahren war das Erdgeschoss des Torkelgebäudes immer wieder der Schauplatz von Kunstausstellungen.

Mein eigener Vater hat dort wiederholt mit Künstlerkollegen ausgestellt. Als es noch die Gastronomie gab, die fürs Museum zum Eingangsbereich mit Shop umfunktioniert worden war, konnte man die Torkel auch für Feiern mieten – so hat ein Familienmitglied dort vor einigen Jahren seinen 60. Geburtstag gefeiert.

Das Gastspiel Urweltmuseum ist also bald vorbei, aber was ist mit dem Heimatmuseum mit Funden aus Bodman-Ludwigshafen, das sich viele Einwohner seit Jahren, ja Jahrzehnten, erhoffen? Auf dem Fluchtplan im Obergeschoss des Seeums ist es auf dem Papier sogar schon neben dem Sitzungssaal zu sehen, obwohl es in der Realität noch gar nicht existiert.

Das Thema war über die vergangenen Jahren immer wieder im Gemeinderat, wo es in den Sitzungen um das Budget oder auch das Konzept ging. Die geplanten Finanzmittel wurden immer wieder aufgrund der Möglichkeiten der Gemeinde reduziert und eine Arbeitsgruppe beschäftigt sich seit einiger Zeit damit, wie genau das Museum aussehen soll.

Eigentlich hätte in einer der Juli-Sitzungen des Gemeinderats eine Präsentation des aktuellen Sachstands stattfinden sollen, doch musste dann verschoben werden. Voraussichtlich landet das Thema im September oder Oktober auf der Tagesordnung einer Ratssitzung. Klar ist eigentlich bisher nur, dass der Wunsch nach dem Museum weiterhin da ist, aber die finanzielle Lage der Seegemeinde angespannter denn je ist.

Im Obergeschoss des Seeums ist seit dem Bau bereits ein großer Raum für ein Heimatmuseum vorgesehen. Bild: Ramona Löffler

Immerhin: Im Sitzungssaal im Seeum durften an der linken Wand, hinter der das künftige Museum eingerichtet werden soll, vor zwei Jahren besondere Ausstellungsstücke einziehen. Alt-Bürgermeister Matthias Weckbach konnte noch vor dem Ende seiner dritten Amtszeit die Rekonstruktion einer Busenwand nach Bodman holen, auch Kultwand genannt. Diese kam aus dem Archäologischen Landesmuseum in Konstanz und es handelt sich dabei um eine Nachbildung der gesamten Wand aus der Jungsteinzeit anhand der bzw. mit den gefundenen Bruchstücken, die in den 1990ern bei Strandbad Ludwigshafen gefunden worden waren.

Yolanda von Miriam Lenk auf dem gelände des Seehotels Adler in Ludwigshafen. Bild: Ramona Löffler

Ein witziger und zum Ort passender Aspekt an dieser Busenwand ist, dass sie perfekt zu den Lenk-Figuren passt, die an mehreren Stellen in beiden Ortsteilen ihre nackten Oberkörper zeigen. Die Figur Yolanda vor dem Seehotel Adler ist zwar nicht von Peter Lenk, sondern dessen Tochter Miriam, doch seine Werke stehen nicht nur im eigenen Garten in Bodman – sie sind auch an der Außenwand des Seeums in Bodman sowie des Zollhauses in Ludwigshafen zu sehen.

Aber zurück zum Museum: Auch wenn es die Ausstellungsstücke aus der Geschichte von Bodman-Ludwigshafen aktuell noch nicht dauerhaft in einem Heimatmuseum gibt, bietet der Museumsförderverein seit ein paar Jahren im Foyer des Urweltmuseums in Vitrinen ein paar erste Einblicke und einen Vorgeschmack. Außerdem gibt es kleine Pfeilspitzen in den Touristinfos zu kaufen.

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