Adventszauber und Winterhafen: Zwei tolle Aktionen und etwas Unmut

Der „Kleine Winterhafen“ ist ein wunderschöner kleiner Weihnachtsmarkt, der in diesen Tagen seine Premiere am Zollhaus in Ludwigshafen feiert. Die Idee ist toll und hat viel Potenzial, der Weg zur Umsetzung hat jedoch für etwas Unmut gesorgt. Deshalb habe ich für „Tiefgang“ mir den Winterhafen angeschaut und mit den Machern, Janet Schwentke vom Seehotel Adler und Bürgermeister Christoph Stolz gesprochen: Wie entstand der Winterhafen? Warum sind nicht mehr Gastronomen aus dem Ort dabei? Ist er Konkurrenz für den Adventszauber am Adler? Auf diese und weitere Fragen gibt es Antworten.

Die Brüder Kay (links) und Uwe Brüggemann haben im Sommer die Weinwiese organisiert und nun den ersten Winterhafen. Bild: Ramona Löffler

Die Brüder Kay und Björn Brüggemann, die Veranstalter des Winterhafens, stammen aus der Region und waren in ihrer Kindheit oft in Bodman in den Ferien bei ihrem Onkel, der damals die Pächter der Linde war. Ludwigshafen war damals oft ein Ort zum Spazierengehen und sie haben es wiederentdeckt, als sie nach einem weiteren Ort für ihre Weinwiese gesucht haben – die war im Frühsommer im Uferpark ein großer Erfolg.

Neue Ideen für die Wintersaison

Björn Brüggemann erzählt im Gespräch, er habe seinem Bruder schon schnell vom Gedanken an einen Weihnachtsmarkt am Hafen erzählt. Schließlich habe er etwa im September mit Christoph Stolz telefoniert, der von einer Veranstaltung zur Belebung der Wintersaison begeistert gewesen sei. Die Zusage und Genehmigung der Gemeinde sei sehr schnell gekommen, was ihn gefreut habe.

Am frühen Freitagabend füllt sich die Fläche immer mehr. Bild: Ramona Löffler

Die Adventszeit war zu diesem Zeitpunkt schon recht nah und zwar dachten die Brüder direkt an die Familie Noll mit dem Zollhaus, dem Blauen Affen und der Hafenmauer, doch die anderen Restaurants im Ort erhielten keine Anfrage. Kay Brüggemann versichert, es sei keine böse Absicht gewesen, nicht bei den Gastronomen anzuklopfen. Er habe nicht gewusst, dass es beim Adler den Adventszauber gebe und dies erst später erfahren.

Zwei Veranstaltungen mit Überschneidungen

Der Adler hat seit vier Jahren an den Adventswochenenden seinen Adventszauber, der von Freitag bis Sonntag geht. Der Winterhafen findet an zwei Wochenenden statt, allerdings etwas versetzt von Donnerstag bis Samstag. Sonntags, wenn Vereine beim Adler bei der Bewirtung mit dabei sind, gibt es also keine Kollision. Am Freitag und Samstag sind nun Adventszauber und Winterhafen nebeneinander, aber getrennt. An den Samstagen schließt sich um 22 Uhr jeweils eine Club Night mit freiem Eintritt im Zollhaus an: Am 13. Dezember mit DJ Lake und DJ Sanvalentino und am 20. Dezember mit DJ Fabi.

Janet Schwentke, Geschäftsführerin des Seehotels Adler, hatte bereits seot Jahresanfang wieder die zur Tradition gewordenen Veranstaltungsreihe geplant und im Sommer mit verschiedenen Vereinen gesprochen. Selbst bei Interesse am Winterhafen wäre schon lange alles für die eigenen Wochenenden festgezurrt gewesen. Im Hinblick auf das Jubiläum 50 Jahre Bodman-Ludwigshafen und das oft angesprochene Wir-Gefühl ist sie enttäuscht, dass die Gastronomen mit Ausnahme der Familie Noll vergessen wurden. Sie glaubt, man hätte zusammen mit allen Einiges auf die Beine stellen können.

Wunsch nach dem Mitgenommen-werden

Sie habe von der Gemeinde vom Winterhafen erfahren, jedoch nicht von den Veranstaltern und dann Kontakt mit ihnen aufgenommen. Im Gespräch mit „Tiefgang“ erklärt sie, sie sei unzufrieden, wie das Ganze abgelaufen sei. Sie glaube, einige Gastronomen wären dabei gewesen, wenn sie gefragt worden wären.

„Wir wollen mitgenommen werden“, sagt sie und bezieht sich dabei auch auf das Potenzial, das vorhanden sei, und das gemeinsame Agieren, das in der Gemeinde möglich wäre. Sie ist nun gespannt, wieviele Gäste kommen, wenn beim Adler der Adventszauber ist und am Zollhaus der Winterhafen.

Beim Adler können Kinder im Rahmen des Adventszaubers an einer Feuerschale selbst Stockbrot backen. Am Sonntag bewirten Vereine. Bild: Ramona Löffler

Und was sagt der Bürgermeister? Christoph Stolz hat bisher keine Beschwerde oder Kritik erhalten. Er versucht das Ganze etwas einzuordnen: „In den vergangenen Adventszeiten habe ich Rückmeldungen aus der Bürgerschaft erhalten, dass man sich einen Weihnachtsmarkt im Ort sehr wünschen würde.“ Die Schlossweihnacht in Bodman im vergangenen Jahr sei als sehr positiv empfunden worden.

Aber: „Für die Organisation eines kommunalen Weihnachtsmarktes fehlen uns schlicht und ergreifend die Mittel. Die Tür, etwas zu organisieren und auf die Beine zu stellen, steht aber jedem offen“. Dies würden der Adventszauber beim Adler und der Indoor-Weihnachtsmarkt im Zollhaus zeigen.

Etwas Schönes zum Abschluss des Jubiläumsjahrs

Stolz bestätigt, dass es im September die Anfrage für den Winterhafen gegeben habe. Da die Gemeinde neuen Ideen positiv gegenüber stehe und diese ermöglichen wolle, sei dies positiv begleitet worden. „Dabei haben wir auch darauf hingewiesen, dass eine Beteiligung der örtlichen Vereine und Unternehmen aus unserer Sicht immer besonders wünschenswert wäre“, erklärt er.

Am Donnerstag ging es mit wenig Besuchern los, am Freitagnachmittag (Bild) füllt sich schon mehr. Bild: Ramona Löffler

Nun solle es einfach mal ausprobiert werden und im Fall einer Fortsetzung sollen anhand von gesammelten Erfahrungen Dinge angepasst werden. „Dazu gehört auch, dass sich natürlich auch Kooperationen mit ansässigen Gastronomen entwickeln können.“ Er freue sich, dass es zum Ende den Jubiläumsjahres noch eine solche Veranstaltung in der Gemeinde gebe. „Aus meiner Sicht muss man den Dingen auch mal die Möglichkeit geben sich zu entwickeln.“

Besonderes Ambiente am Hafen

Weiter sagt er: „Die Uferanlagen bieten ein ganz besonderes Ambiente, welches für Besucher sicherlich eine besonders schöne Atmosphäre schafft, die auch für Auswärtige erlebenswert sein dürfte. Das können nicht viele Kommunen bieten.“ Er glaube, jedes Angebot und jede Belebung des Ortes sei erst mal eine positive Sache und am Ende ein Mehrwert für alle. Er selbst freue sich über alle Angebote in der Adventszeit in Bodman-Ludwigshafen.

Überall hängt passende Dekoration: Ein Rettungsring, ein Schiffsrad und weihnachtliche Dinge. Bild: Ramona Löffler

Und wer macht nun die Bewirtung beim Winterhafen? In der Hütte von Petra Noll (Hafenmauer 1826) gibt es Kürbiscreme- oder Rindersuppe. In der Grillhütte stehen die Brüder Brüggemann teilweise selbst am Grill. Für den süßen Hunger gibt es zudem in einer dritten Hütte Waffeln. Dazu kommen zwei Hütten mit Getränken und schließlich noch eine mit regional produzierten Geschenkideen. Diese sechs Hütten, ergänzt durch Stehtische, die Björn Brüggemann Krippen nennt, sind der „Kleine Winterhafen“.

Gastronomien sollen bei Wiederholung dabei sein

Er sagt, er habe Jonathan Noll von der Zusammenarbeit bei der Weinwiese gekannt, so dass sich hier eine weitere Zusammenarbeit ergeben habe. Obwohl der Winterhafen gerade erst begonnen hat, denkt er schon an das kommende Jahr, da er noch einige Ideen hätte. „Wir würden gerne weitere Gastronomien und Musik dazuholen.“

Feuerschalen sorgen für Stimmung und Wärme beim Winterhafen. Bild: Ramona Löffler

Zum Namen „Winterhafen“ schildern die Brüder übrigens, dass sie die Veranstaltung ganz bewusst nicht Weihnachtsmarkt oder Glühweintreff nennen wollten. Der Name sollte etwas Besonderes sein und zum Ort passen, so die Brüggemanns, die für die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde dankbar sind.

Hütten und Tische haben schon Einiges erlebt

Wer genau hinschaut, kann die Hütten übrigens als die von der Weinwiese wiedererkennen. Und die überdachten Stehtische sind bereits weihnachtsmarkterprobt, da sie vor etwa 20 Jahren auf dem Konstanzer Weihnachtsmarkt gestanden hätten, erzählt Kay Brüggemann. Die Dächer darüber seien bei der Seeoase in Konstanz im Einsatz gewesen.

Björn Brüggemann erläutert zu den Ständen, im ersten Jahr gebe es nur eine Hütte mit Kunsthandwerk und weiteren Geschenkideen. Er und sein Bruder hätten zwar überlegt, mehr dazuzuholen, aber zum Start sollte die Veranstaltung im kleinen Rahmen bleiben. „Bei den Geschenken ist alles aus der Region“, erklären sie. Es gibt festliche Holzdekorationen samt zeitlosen Herzen, Schnäpse, ein speziell zusammengestelltes Geschenkset „Wein-Nachtsgeschenk“ und Soßen von Koch Simon Metzler.

Comments

Eine Antwort zu „Adventszauber und Winterhafen: Zwei tolle Aktionen und etwas Unmut“

  1. Avatar von Florian Hoyer
    Florian Hoyer

    Schade, dass man in diesem Fall wieder externe Unternehmer unterstützt anstatt die ortsansässigen welche sich schon lange bemühen etwas mit örtlichen Vereinen auf die Beine zu stellen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert