Drei waren dagegen – alle anderen Räte wollen ein Heimatmuseum in der Schlosstorkel planen: Der Gemeinderat von Bodman-Ludwigshafen samt Bürgermeister Christoph Stolz hat sich deutlich zum neuen Kurs bei der Realisierung eines Museums bekannt – ein Museum mit Bistro, bei dem der Pächter sich auch um das Museum kümmert und die Räume für Veranstaltungen gemietet werden können. Zwar ging diesem Beschluss noch eine längere Diskussion und die Abstimmung eines Antrags der Grünen voraus, doch das Bekenntnis und die Botschaft sind eindeutig. Anders hätte das Gremium nach so vielen Jahren der Planung finanziell keine Chance mehr gesehen.
Christoph Stolz wies zwar einleitend darauf hin, dass ein Museum nicht zu den Pflichtaufgaben einer Gemeinde gehöre, doch er stehe dahinter, die Kultur und Historie von Bodman-Ludwigshafen sichtbar zu machen. „Das Konzept eines Museums-Bistros ist im Einklang mit unserem Leitbild“, sagte er. Wichtig sei jedoch ein tragfähiges Modell. Daher sollte der Rat bewerten, ob die Gemeinde sich das leisten könne, da eine Einmal-Investition von rund 250.000 Euro sowie jährliche laufende Kosten von 18.700 Euro im Raum standen.

Ganz klar betonte Stolz auch: „Es ist wichtig, dass wir vorankommen und nicht erst lange Gutachten einholen. Ich würde gerne die Chance ergreifen und schauen, wie der Weg aussehen könnte.“ Das Torkel-Gebäude passe für den Zweck.
Umsetzung im Seeum wäre zu teuer
Im Seeum sah er es dagegen schwierig bis unmöglich an, obwohl dort eigentlich seit dem Bau ein großer Raum für ein Heimatmuseum vorgesehen ist und über die Jahre die Rede von rund einer Million Euro für dessen Umsetzung gewesen war. Die Sitzung fand sogar im Seeum statt, also direkt neben dem bisher vorgesehenen Raum. Dementsprechend sagte er als seine persönliche Meinung: „Im Raum neben uns, können wir es uns angesichts der finanziellen Lage nicht mehr leisten.“

CDU-Rat Christian Pichler sah das Museum in Bezug auf die Finanzlage der Gemeinde als unrealistisch an. Er sprach von einer Luxusausgabe, die sich die Gemeinde eigentlich nicht leisten könne, da sich die Haushaltslage künftig noch verschlechtern werde.
Von Seiten der Grünen sah Ratsmitglied Christoph Leiz zwar die Machbarkeit eines Museums, wollte dies aber nur im Seeum, wo es ursprünglich geplant gewesen war. Er verwies auf „tolle Modelle“, die bereits über die Jahre vorgestellt worden waren.
Leiz kritisierte, den aus seiner Sicht plötzlichen Umschwung auf die Torkel als neuen Standort und wollte, dass Platz für Vereinsveranstaltungen nicht zu kurz komme. Er fragte zudem, woher die 250.000 Euro für die Einrichtung des Museums eigentlich kommen sollen.

Damit sorgte Leiz für Irritationen, so dass sich Stolz gezwungen sah, auf die Präsentation in der vorangegangenen Sitzung im September hinzuweisen, wo erklärt worden war, wie auch Vereine oder Privatpersonen die Torkel nutzen könnten. Zudem erinnerte Stolz ihn daran, dass die Idee mit der Torkel bereits im Frühling aufgekommen war, also nicht so kurzfristig.
Positive Stimmen für das Torkel-Gebäude
Daniel Trisner (CDU) sprach die Leitlinien der Gemeinde an, in denen es unter anderem auch um die Förderung der Kultur, Vereine und Geschichte geht. Die Torkel habe eine sehr gute Substanz und man fange dort dann nicht bei Null an, betonte er: „Das Objekt ist genau das Richtige.“ Sein Fraktionskollege Dietmar Specht drückte ebenfalls seine Unterstützung für das Museums-Bistro in der Torkel aus. „Das ist das Beste, das wir machen können.“
Michael Koch (CDU) schloss sich den beiden an: „Das ist eine einmalige Chance, das Projekt zu realisieren. Wir haben immer wieder geplant und sind an den Kosten gescheitert.“ 250.000 Euro seien viel Geld, aber die Chance, das Museum umzusetzen. „Entweder wir schaffen es jetzt oder gar nicht“, sagt er und erhielt direkt Zustimmung von Seiten des Bürgermeisters, der es genauso sah.

Stolz wiederholte, dass er an das Konzept glaube, könne aber auch verstehen, wenn dem Gremium die Ausgabe zu hoch wäre. In Anlehnung an Kritik vom Grünen-Ortsverband Raum Stockach im Vorfeld der Sitzung ergänzte er, man müsse dann über finanzielle Absicherungen und die Eigentumsverhältnisse des Inventars noch reden.
„So günstig kriegen wir ein Museum nie wieder“
ÖDP-Rätin Erika Zahn nahm alle Bedenken ernst, wies jedoch auf einen weiteren Aspekt hin: „Eine schlechte Haushaltslage darf das öffentliche Leben nicht lähmen oder seine Förderung vermeiden. „So günstig kriegen wir ein Museum nie wieder.“ Die Torkel sei eine „wahnsinnsgute Möglichkeit“ und würde zudem eine Begegnungsmöglichkeit für die Einwohner darstellen. Die Torkel hätte als Museum mit Bistro und Veranstaltungsorte mehrere Funktionen. Zudem wäre das Gebäude so belebt. „Es wäre jammerschade, wenn die Torkel einfach so dasteht.“
Alessandro Ribaudo (CDU) erkannte die genannten Sorgen ebenfalls an – auch, weil die Gemeinde bereits schmerzhafte Streichungen wie beim Skatepark machen musste. Er schlug eine Anpassung beim Beschlussvorschlag vor, so dass noch keine fixen Beträge entschieden werden, sondern nur ein Grundsatzbeschluss für die neue Planungsrichtung und wenn es später soweit ist, eine Entscheidung über die tatsächlichen Kosten. Immerhin sei unter anderem noch nicht klar, welche Fördermittel die Gemeinde vielleicht erhalten könne, so Ribaudo.

Nach all diesen Meinungen charakterisierte Tobias Jaklin, der Vorsitzende des Museumsfördervereins Bodman-Ludwigshafen, das Museum schließlich als ein „kulturelles Infrastrukturprojekt“ und hatte noch eine klare Botschaft dabei: Wenn das Museum nicht in die Torkel kommt, wäre der jetzige Förderverein aus dem Projekt raus. Dann müsste sich ein neuer Verein gründen, wenn das Museum im Seeum oder woanders weiterverfolgt werden sollte. Ein positiver Grundsatzbeschluss könne ganz neue Energien freisetzen, auch wenn er anmerkte, dass es nicht einfach wäre, von einem Förderverein zu einem Betreiberverein für das Museum zu werden.
CDU-Rat Alwin Honstetter äußerte schließlich noch seine Bedenken wegen den laufenden Kosten, auch wenn er ein Museum in der Torkel eigentlich als vernünftiges Konzept ansah. Andreas Späth (Freie Wähler) fand die ehrlichen Zahlen im Konzept gut, allerdings wisse niemand, was am Ende rauskomme.
Deutliche Mehrheit in zwei Abstimmungen
Auf einen Antrag von Christoph Leiz hin, stimmte das Gremium zuerst darüber ab, die Museumsplanung im Seeum beizuhalten – er war jedoch der Einzige, der dies wollte. Da er zuvor wiederholt gefragt hatte, woher die 250.000 Euro für die Investitionen in ein Museums-Bistro kommen sollten, aber in den kommenden beiden Haushaltsjahren 250.000 und 300.000 Euro für das Museum im Seeum eingestellt haben wollte, gab Christoph Stolz die Frage, woher dies kommen solle, an ihn zurück.
Die Mehrheit sprach sich in der Abstimmung schließlich dafür aus, die Planung eines Museums-Bistros in der historischen Schlosstorkel zu verfolgen. Christoph Leiz, Christian Pichler und Alwin Honstetter waren gegen die Torkel. Der Rat beauftragte die Gemeinde, die Realisierung zu unterstützen und zu fördern. Bis Anfang 2026 sollen Gemeinde und Förderverein nun einen geeigneten Pächter für das Museums-Bistro finden.
Haushaltsmittel werden zwar für 2026 eingestellt, doch das Thema kommt dann nochmal in den Gemeinderat, damit das Gremium einen endgültigen Kostenbeschluss auf Basis noch zu erarbeitender Details beim Konzept und den Finanzen fassen kann. Diese Hürde muss das Projekt dann also noch nehmen.
Was aus dem Raum im Seeum wird, der bisher immer für ein Museum angedacht war, ist noch offen.
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