So eine Heilige Messe hat Stockach noch nie gesehen – so viel kann man zweifellos sagen. Beim Narrentreffen zum 675. Jubiläums des Hohen Grobgünstigen Narrengerichts zu Stocken spielt auch der Glaube eine Rolle. Tatsächlich seien der katholische Glaube und die Fasnacht untrennbar miteinander verbunden, erzählt Pfarrer Thomas Hubner beim Pressegespräch mit dem Ausschuss, der den Festgottesdienst am Sonntag, 25. Januar 2026, mit Erzbischof Stefan Burger geplant hat.
Aber der Reihe nach: Der Gottesdienst in St. Oswald wird den dritten Tag des großen Narrentreffens eröffnen. „Wir sind glücklich darüber, dass der Erzbischof nach Stockach kommt“, sagt Regina Gromball von den Alt-Stockacherinnen. Sie freut sich auch über die gute Zusammenarbeit mit Thomas Huber und Elisabeth Matthes, die Vorsitzende des Pfarrgemeinderats.
Narrenrichter Jürgen Koterzyna habe sich gewünscht, dass Burger den Festgottesdienst mitgestaltet, erklärt die Alt-Stockacherin. Er habe auch den Kontakt nach Freiburg hergestellt.
Schöne Dekoration und Häser
Die Kirche werde für den Anlass schön dekoriert: Frisches Grün an den Seiten der Bänke und rot-weiße Bändel, an denen auch das Logo des Narrentreffens angebracht wird. Im Bereich des Altars werden kleine Figuren der Gliederungen des Narrengerichts aufgestellt und auch ein kleiner Narrenbaum wird in der Kirche stehen. Normalerweise befinden sich der Christbaum und die Krippe bis Maria Lichtmess am 2. Februar in der Kirche, doch ausnahmsweise ziehen diese beiden für den Festgottesdienst schon früher aus.

„Die Gäste kommen in ihren Häsern und die Ministranten, die in Gliederungen sind, tragen auch ihr Häs“, beschreibt Regina Gromball weiter. Eine der Gliederungen, die Hans-Kuony-Kapelle, gehört zu denen, die diese Messe musikalisch untermalen. Der Einzug in die Kirche werde mit Fahnenträgern und der HKK stattfinden. Kantor Zeno Bianchini gestaltet den Gottesdienst ebenfalls mit: Er spielt Orgel, leitet den Kinderchor und wird zwei Musikstücke auch gemeinsam mit der HKK spielen.
Zeno Bianchini und die Hans-Kuony-Kapelle spielen
Während der Kommunion würden Bianchini und die Kapelle gemeinsam „We are the world“ spielen, sagt Regina Gromball. Das zweite gemeinsame Lied sei dann am Ende des Gottesdienstes der Narrenmarsch. Und vielleicht wächst der Kinderchor für den besonderen Gottesdienst noch etwas, denn in der Grundschule laufe gerade die Anfrage, ob Kinder von dort im Chor mitwirken möchten. Aktuell seien 15 Kinder im Chor.
Das Programmheft mit den Liedtexten ist sogar schon fertig gedruckt. Und wer genau hinschaut, sieht, dass die Kirchenlieder teilweise etwas anders aussehen. Hier und da gibt es aus den Federn von Regina Gromball und Vera Ossola neue Strophen, die mit der Fasnacht zu tun haben, zum Beispiel: „Danke für diese schöne Fasnacht, danke für diesen tollen Brauch. Danke, dass wir das feiern dürfen, lieber Gott schau drauf.“

Und die Beteiligung der Gliederungen geht noch weiter: Alt-Stockacherin Regina Gromball und Clemens Hüttinger von den Laufnarren gestalten die Lesungen im Gottesdienst. Ihre Augen leuchten, wenn sie vom Programm erzählt: „Es wird bestimmt wunderschön.“ Elisabeth Matthes schließt sich an und ergänzt: „Es ist schön, wie wichtig den Narren die Messe ist.“
Fasnacht und der katholische Glaube
Thomas Huber fügt hinzu, dass die Messe alle katholischen Liturgien enthalten werde, also auch die Eucharistiefeier. Er erzählt, wie schön an jeder Fasnacht die Narrenmesse sei, und wie Kirche und Fasnacht zusammengehören. „Die Fasnacht ist wegen der Nacht vor der Fastenzeit ein katholisches Brauchtum“, schildert er. Der Schmotzige Dunschtig gehe nicht auf das Wort „Schmutz“, sondern „fettig“, also schmotzig, zurück. Da lasse man es sich nochmal richtig gut gehen und brauche das Fett und einige Lebensmittel auf, ehe kurz darauf die Fastenzeit beginne, in der man kein Fleisch esse. Auf Letzteres geht auch der Name Karneval zurück: Carne vale – das ist lateinisch und meint den Abschied vom Fleisch. Weiter erklärt Huber, die Fasnacht richte sich vom Datum her immer nach Ostern – so sei sie fest in das Kirchenjahr eingegliedert.

„Hier in Stockach hat die Fasnacht viel Tiefe“, sagt Huber. Das merke ich immer am Fasnachtsmontag in der Messe für die Verstorbenen. Da sieht man die Pole der Fasnacht.“ Er glaube, die Gründer der Stockacher Fasnacht seien tief gläubig gewesen. Der katholische Glaube sei in Stockach ohnehin fest verwurzelt. Das bestätigt auch Regina Gromball.
Live-Übertragung im Internet
Wer nicht in die Kirche kommen kann, kann den Festgottesdienst auch per Live-Übertragung im Internet anschauen. Laut Thomas Huber wird der Link auf der Internetseite der Kirchengemeinde zu finden sein.
Übrigens wird Erzbischof Stefan Burger beim Empfang nach dem Gottesdienst zum Laufnarren geschlagen. Pfarrer Thomas Huber und sein evangelischer Kollege Ulf Weber, der auch beim Gottesdienst dabei sein wird, sind bereits Laufnarren.

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