So viel Engagement ist eigentlich kaum in Worte zu fassen: Etwas mehr als 100 Freiwillige und das Orga-Team stemmen zwei Mal im Jahr die riesige Kinderartikelbörse, bei der die Jahnhalle ein nachhaltiges Schnäppchenparadies wird. Und das sowohl für Kinder als auch Erwachsene, für die es dort inzwischen auch immer mehr Kleidung gibt. Der Basar ist einer der größten in der Region und ein wahrer Leuchtturm der Nachhaltigkeit und des Ehrenamts.
Für das günstige Second-Hand-Sachen-Kaufen und -Verkaufen ist ein unglaublicher Aufwand und sehr viel Arbeit notwendig. Einiges davon läuft sogar schon Monate vor der Veranstaltung: Papierkram, Planungen, Werbung, die Vergabe der Anbieternummern und direkt vor sowie nach der Veranstaltung die Einrichtung der Halle, das Kassieren und am Ende das Aufräumen und Abrechnen.

Die Stunden sind kaum bezifferbar, die Zahl der Waren schon: 13.520 Artikel von 158 Anbietern lagen bei der Herbstbörse am Samstag auf den Tischen in der Jahnhalle. Und all diese Artikel mussten am Vorabend nach Größen, Kleidung, Spielzeug, Schuhen usw. sortiert werden.
Aus rund 400 Bewerbern per Email am Anmeldetag hatte das Orga-Team die Anbieter, die zum Zuge kamen, ausgelost. So sei es für alle fair. Da jeder bis zu 100 Artikel auf Kommission anbieten darf, könnten nur so viele Nummern freigeschaltet werden, wie der Platz in der Jahnhalle erlaube, erklärt Sabrina Stoffel, die an der Spitze des Orga-Teams steht. Allerdings gebe es einen Unterschied zwischen Frühling und Herbst: Durch die dickeren Wintersachen, die mehr Platz brauchen, seien im Herbst etwas weniger Anbieter möglich.



„Jedes Mal kommen rund 700 Besucher. Meist verkaufen sich 30 bis 35 Prozent der Sachen“, erzählt sie. Was nicht verkauft wurde, muss dann direkt nach dem Ende wieder in kürzester Zeit nach Anbieter-Nummern sortiert werden, damit die Sachen wieder abgeholt werden können. „Das Zurücksortieren nach dem Ende ist die größte Herausforderung.“
Die Veranstaltung, die rein in der Hand von Ehrenamtlichen liegt und deren Erlös an wohltätige Zwecke fließt, läuft wie am Schnürchen, weil alles perfekt vorbereitet ist und alle wissen, was zu tun ist. Dank Michael Hauber gibt es sogar ein speziell für die Börse programmiertes Kassensystem, mit dem das Kassieren an der zentralen Kasse und die Abrechnung problemlos laufen.



Das feste Orgateam besteht aus: Sabrina Stoffel als Leiterin und Verantwortliche für Werbung in den Sozialen Medien, Natascha Schmid, Elke Rehling (Kasse), Tatjana Schädler, Michael Hauber (EDV), Sylvia Maier (Kommissionsannahme), Monika Daute (Hallenplanung und Homepage-Pflege), Carola Hamburger, Simone Renz (Öffentlichkeitsarbeit) und die beiden Urgesteine Angelika Muffler, die gute Seele, und Andrea Klink, die Erklär-Bärin. Finn Stoffel kümmert sich um die Organisation des Auf- und Abbaus der Tische in der Halle, bei dem Helfer des Round Tables Überlingen-Stockach kräftig anpacken.

Die potenziellen Käufer stehen immer schon vor Beginn der Börse Schlange und steuern beim Einlass gezielt an, was sie brauchen. Dank Schildern an Stäben, die als Wegweiser zu den Kleidungsgrößen führen, ist das einfach. Wer die Schnäppchen machen will, muss schnell sein, da die Nachfrage groß ist. Die günstigsten und besten Sachen sind ruckzuck weg. Wie bei vielen anderen Basaren dürfen Schwangere schon eine halbe Stunde früher rein, damit sie dem großen Trubel nicht so stark ausgesetzt sind.
Die aufwendigen Vorbereitungen münden am Verkaufstag in gerade mal dreieinhalb Stunden Verkaufszeit, die es wirklich in sich haben. Mehr braucht es auch nicht, da die Schnäppchenjäger so schnell und zielgerichtet sind.



Glückliche, aber auch etwas gestresste Käufer verlassen schließlich die Jahnhalle. Kinder wachsen schnell und die Eltern oder Großeltern haben die nächsten Kleidungsgrößen, Schuhe oder Spielzeug für ihre Kinder ergattert – manche von ihnen sind gleichzeitig Anbieter und erfahren etwas später bei der Abrechnung, wie viel von den gebrachten Sachen sich verkauft haben.
Familien, die ein Baby erwarten, könnten sich je nach ihren Ansprüchen sogar mit einem Großteil der Erstausstattung eindecken, da die Produktpalette sehr breit ist und es auch Dinge wie Kinderwagen und Babyschlafsäcke gibt. Dementsprechend wanderten bei der Herbstbörse auch Beistellbetten oder Kinderwägen, jeweils beladen mit weiteren Waren, in Richtung Kasse.
Aufgrund der Nachfrage und weil Jugendliche manchmal bereits kleine Erwachsenengrößen bräuchten, gebe es inzwischen auch Erwachsenenkleidung bis XXL bei der Börse, erzählen Sabrina Stoffel und Natascha Schmid. „Manche Leute kommen sogar nur deshalb“, sagt Sabrina Stoffel. Ihre Kollegin ergänzt: „Die Nachfrage ist gestiegen.“ Das zeigt sich dann auch live: Viele Erwachsene stehen an den Tischen mit ihren Größen oder schauen an den Kleiderstangen nach Jacken für die kalte Jahreszeit.

Ein witziges Detail: Reckstangen und Barren werden beim Basar zu Kleiderstangen und erhalten so eine ganz andere, nicht-sportliche Nutzung. Wer diese Geräte im Sportunterricht nicht mochte, kann ihnen so schließlich doch noch etwas Positives abgewinnen.
Veranstalter und Kunden sind mit der Herbstbörse sehr zufrieden. Beim Aufräumen erzählt Sabrina Stoffel, sie habe viele positive Rückmeldungen erhalten. Auch in den Zahlen zeigt sich, dass es gut lief: Dieses Mal verkauften sich 36,1 Prozent der gebrachten Waren. Oder anders ausgedrückt: 4883 von 13.520 Artikeln aller Art.

Aus dem Erlös durch die 15 Prozent Provision der Kommissionsverkäufe fließt bei jeder Börse eine vierstellige Zahl an gute Zwecke. Jedes Mal findet eine Spendenübergabe aus dem Erlös der vorangegangenen Veranstaltung statt, über die sich das Orga-Team viele Gedanken gemacht und sie sorgfältig ausgewählt hat. Die Spenden aus der diesjährigen Frühlingsbörse gehen an die Kinder- und Jugendarbeit der Naturfreunde, die Spielgemeinschaft ZiHiHo und an die Anschaffung einer Radabstellanlage an der Bushaltestelle bei der Berlinger Siedlung.
Natürlich sind die Einnahmen eigentlich höher und wären da nicht zu bezahlende Ausgaben für die Hallenmiete und zum Beispiel die Miete der notwendigen Festzeltgarnituren, könnten die Spenden sehr viel höher ausfallen. Sabrina Stoffel und ihre Kolleginnen bedauern, dass die Stadt ihnen die Halle nicht gratis zur Verfügung stellt, obwohl alles für den guten Zweck ist.



Die Halle können sie sogar nur durch die Unterstützung des Round Tables haben, denn das Team ist zwar ehrenamtlich engagiert, aber kein Verein. Und nur Vereine dürfen die Jahnhalle mieten, Privatpersonen nicht. Daher laufe der Vertrag über den Verein, der auch noch die Versicherung für die Veranstaltung übernehme, schildert Sabrina Stoffel. Für die Hallenmiete von 650 Euro für Herbst und Frühling zusammen sowie etwa 800 Euro für die Tische und Bänke muss das Team aus den Einnahmen aufkommen.
Auch die Bewirtung mit Kaffee und Kuchen kommt übrigens aus dem Ehrenamt. Freiwillige vom Kindergarten St. Marien kümmern sich inzwischen bei jeder Börse darum. Der Erlös kommt dann dem Kindergarten zugute.



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