Plötzlich große Diskussion um Toiletten und Kiosk an der Marienschlucht

Die Wiedereröffnung der Marienschlucht ist nur noch drei Monate entfernt und die letzten Arbeiten laufen. Ein neuer Vorschlag sorgte nun aber für Überraschung, eine große Diskussion und etwas Unmut im Gemeinderat von Bodman-Ludwigshafen: Statt einem schwimmenden Kiosk-Ponton mit Toiletten, der nur in der Saison am Anlegesteg festgemacht wäre, soll nun einen Kiosk mit Toilettenanlage am Wanderparkplatz oberhalb der Marienschlucht geplant werden.

Projektleiter Matthias Weckbach (links) sitzt neben Bürgermeister Christoph Stolz und beantwortet die Fragen der Räte. Bild: Ramona Löffler

Diese Idee stellte Projektleiter und Alt-Bürgermeister Matthias Weckbach den Räten nach einem kurzen Überblick über den Stand der Arbeiten in der Schlucht vor. Obwohl die Öffnung der Marienschlucht so kurz bevor steht, lagen der Genehmigungsantrag und der Bau eines Pontons immer noch in weiter Zukunft. Als dieser im Jahr 2019 beschlossen worden war, wurde mit mehr als 350.000 Euro kosten gerechnet – Geld, das die Gemeinde Bodman-Ludwigshafen aktuell nicht hat. Deshalb wurden die Pläne bisher verschoben.

Möglicher Betreiber wäre schon da

Weckbach sprach zwar auch über einen günstigeren Ponton in der Art, wie man sie auf der Mecklenburgischen Seeplatte kennt, aber das Finanzierungsproblem wäre damit nicht weg gewesen. Stattdessen kam der ganz neue Vorschlag, der Finanziell nicht bei der Gemeinde ins Gewicht fallen würde und sogar noch dem Golfclub Langenrain nutzen würde, der nur wenige hundert Meter vom Wanderparktplatz entfernt ist.

Am Treppenturm und der überdachten Sitzgelegenheit wurde inzwischen Erde aufgeschüttet, damit Bank und Treppe problemlos nutzbar sind. Bild: Matthias Weckbach

Der Golfclub befürchtet, von Marienschlucht-Besuchern überrannt zu werden, erklärte Weckbach. Die Gastronomie könne das nicht stemmen. Nun stehe die Idee im Raum, einen Kiosk mit einer Toilettenanlage auf dem Parkplatz aufzustellen. „Wir haben im Golfclub jemanden gefunden, der Interesse hat, den Kiosk zu betreiben“ Diese Anlage hätte laut Weckbach sogar den Vorteil, dass so mehr Toiletten zur Verfügung stehen würden, als durch dem kleine Ponton.

Positive Vorgespräche

Der Betreiber würde sich um die Erstellung des Kiosks und die Bereitstellung der WC-Anlage sowie Betrieb und Unterhaltung kümmern. Auf die Seegemeinde käme nur ein kleiner Betrag zu, der gedeckt werden könnte, wenn das Parken auf dem Wanderparkplatz kostenpflichtig werden würde, so Weckbach. Der Bauantrag würde über die Gemeinde Allensbach laufen, da der Parkplatz auf deren Gemarkung liegt. Das Areal gehört dem Gräflichen Haus Bodman und von dort gebe es ein positives Signal, erklärte er.

Das Marienrelief in einer Nahaufnahme. Bild: Ramona Löffler

Bisher gab es noch nie einen Kiosk oder WC am Parkplatz. Früher stand allerdings ein Kiosk am unteren Eingang der Marienschlucht, brannte jedoch eines Tages ab. Vor dem tödlichen Erdrutsch im Mai 2015, seit dem die Schlucht gesperrt ist, gab es immer wieder mal Vorstöße für einen neuen Kiosk und/oder Toiletten, doch es kam nie zur Umsetzung. Bei den Maßnahmen in den vergangenen Jahren war der Ponton mit Kiosk und Toiletten immer ein Bestandteil der Planung, blieb jedoch bis zuletzt Zukunftsmusik.

Unklar, ob je Geld für Ponton da wäre

Weckbach und die Verwaltung stellten in der langen Diskussion wiederholt heraus, wie unsicher die Ponton Umsetzung wäre. Zwar gebe es eine mündliche Zusage der Behörden, dass einer Genehmigung bei bestimmten Voraussetzungen nichts im Weg stehe, aber wie es in ein paar Jahren aussehe, wisse man nicht. Noch dazu sei nicht absehbar, ob sich die finanzielle Lage der Gemeinde bis dahin entspanne.

So sieht es aus, wenn man die Treppe in der Marienschlucht nach oben geht. Aktuell laufen noch Restarbeiten. Bild: Matthias Weckbach

Immer wieder kam von mehreren Räten auf, dass zur Wiedereröffnung der Marienschlucht und bei angenommenen 140.000 Besuchern im Jahr unbedingt Toiletten vorhanden sein sollten. Diese Dringlichkeit ist neu: Bisher war dieser Aspekt in allen Debatten lockerer gesehen worden und es war für alle in Ordnung gewesen, dass ein Ponton erst in ein paar Jahren kommen würde.

„Charmante Lösung“, oder nicht?

Tatsächlich kochten die Emotionen nun hoch – einerseits weil die Notwendigkeit von Toiletten und Kiosk für die Wanderer betont wurde, andererseits aufgrund wiederholter Hinweise auf die Finanzen. Grünen-Rat Christoph Leiz und CDU-Rat Alessandro Ribaudo wollten auch die Möglichkeit eines Pontons nicht komplett aufgeben.

Bürgermeister Christoph Stolz war deutlich für die neue Idee: „Das wäre eine charmante Lösung“, sagte er mit Verweis auf die naturschutzrechlichen Schwierigkeiten bei einem Ponton. Allerdings stieß er damit direkt auf Kritik.

Der Anlegesteg an der Marienschlucht gehört der Gemeinde Bodman-Ludwigshafen. Hier darf nur die MS Großherzog Ludwig anlegen. Bild: Ramona Löffler

„Für mich ist es ein kleiner Schock, dass wir uns nochmal darüber Gedanken machen“, warf Christoph Leiz ein. Er habe Bauchschmerzen dabei, da die Leute, die am Ufer entlang zur Marienschlucht kommen, dann erst den ganzen Steg nach oben laufen müssten. Er wollte daher lieber beim Ponton bleiben. Stolz erwiderte jedoch, jeder laufe zwangsläufig nach oben, um den Steg und die Schlucht zu erleben. „Aufgrund der höheren Kosten kann ich den Ponton nicht empfehlen“, sagte der Bürgermeister.

Auch Sandra Domogalla, Leiterin des Amts für Tourismus, Kultus und Marketing, bestätigte die Attraktivität des Stegs und der Aussicht. Mit der richtigen Beschilderung und Kommunikation sehe sie keine Probleme. Wichtig sei nur, dass Toiletten zur Verfügung stehen.

Neue Lösung ist „realistisch und kostensicher“

Alessandro Ribaudo setzte Stolz’ Worten entgegen: „Charmant wäre der Ponton unten.“ Er sehe es zwiegespalten, da es zwar gut wäre, wenn Kiosk und WC am Parkplatz die Gemeinde fast nichts kosten würden, doch er glaube, die Leute wollen unten auf die Toilette gehen, wenn sie dort beim Wandern oder vom Schiff ankommen.

CDU-Rat Daniel Trisner zeigte sich positiv: „Ich finde den Kiosk am Parkplatz eine gute Lösung. Das ist realistisch und kostensicher.“ Die rund 15 Minuten für den Weg nach oben müsse man als Wanderer einkalkulieren. Sein Fraktionskollege Florian Stegen schloss sich an und war nicht der Einzige. „Die Idee hat mich heute überrascht, aber das ist auf alle Fälle günstiger und wäre ganzjährig“, sagte Claudia Brackmeyer (SPD). Im Fall von Problemen könne man immer noch etwas ändern. Sie regte noch an, bei der Anlegestelle wieder den Grillplatz herzurichten.

Der Grillplatz am Fuß der Marienschlucht im Sommer/Herbst 2025. Bild: Ramona Löffler

Michael Koch (CDU) tat sich schwer, da der Ponton schon sei so vielen Jahren das Ziel war und auch eine Stärkung für den Schifffahrtsbetrieb Deinis wäre. Er stellte die Frage in den Raum, ob wirklich direkt in der Sitzung eine Entscheidung notwendig wäre und ob so ein Kiosk direkt bei der Eröffnung der Marienschlucht in Betrieb gehen könnte.

Weckbach antwortete, beim Landratsamt laufe derzeit die Prüfung, dann gebe es Gespräch mit dem Umweltschutz, den Gemeinden und schließlich den Ortschaftsräten. Eine vorhandene Holzhütte sei bereits reserviert. Zeitlich könnte es mit dem Aufbau und der Einrichtung auf dem Parkplatz klappen, dass der Kiosk einen Monat nach Eröffnung der Marienschlucht starten könnte.

Der Blick von oben auf die Fläche am unteren Zugang zur Marienschlucht. Hell sieht man, wo Erde aufgeschüttet wurde. Bild: Matthias Weckbach

Christoph Stolz warf ein: „Nur weil etwas anders ist, muss die Idee nicht schlecht sein.“ Der Steg sei jetzt auch ganz anders als früher. CDU-Rat Alwin Honstetter griff dies mit einem Zitat über den beständigen Wandel der Dinge auf und verwies auf den Haushaltsplan. „Wenn ich unsere Haushaltsplan anschaue, ist ein Ponton unrealistisch. Wir haben Sorgen und Nöte in unserem Haushalt.“ Andreas Späth (Freie Wähler) sah es ebenso und sprach sich für den Standort Parkplatz aus.

Deutliche Meinungen und deutlicher Beschluss

Die Debatte spitzte sich schließlich darauf zu, dass ein paar Räte die Ponton-Idee nicht begraben, sondern die Option auch bei einem Ja zum zur Planung eines Parkplatz-Kiosks in der Hinterhand behalten wollten – als Alternative oder sogar Ergänzung. Dies löste noch ein Hin und Her und vor allem Hinweise auf die rechtlichen Hintergründe aus.Matthias Weckbach betonte, es gebe noch keine Genehmigung und auch keinen Rechtsanspruch auf den Ponton.

Matthias Weckbach bei einem Pressetermin zu den Stegarbeiten in der Marienschlucht im Oktober 2025. Archivbild: Ramona Löffler

Stolz fügte hinzu, man könne nicht die Marienschlucht öffnen und jahrelang keine Toiletten haben. Das fand auch Petra Haberstroh (Freie Wähler). Sie schlug Kompost-Toiletten am unteren Eingang zur Schlucht vor, doch Weckbach fing dies direkt ein. Bereits 2014 sei dieser Gedanke verworfen worden, da es in der Schlucht zu feucht und schattig sei.

Nachdem klar war, dass es bei der Abstimmung zunächst nur um das Vorantreiben des neuen Standorts geht, gab es von den anwesenden Räten elf Ja-Stimmen – die anderen enthielten sich.

Eröffnung wird am 28. März sein

Zum aktuellen Stand bei den letzten Arbeiten in der Schlucht erklärte Weckbach übrigens, dass noch an Geländern gearbeitet werden müsse. Am Schluchtplateau laufen Erdarbeiten und für die Schilder des Infopfads müssten Fundamente betoniert werden.

Die Eröffnung der Marienschlucht wird am letzten Märzwochenende sein, also pünktlich zu den Osterferien. Am Samstag, 28. März, ist ein Tag der offenen Schlucht mit Führungen und Bewirtungen durch Vereine geplant.

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