Auf zur EM! Melanie Auer aus Stockach ist im Aero-Dance Nationalteam

Das gibt es nicht alle Tage: Ein Stockacher Nachwuchstalent fliegt zur Aerobic-Europameisterschaft. Die 16-jährige Melanie Auer gehört in ihrer Altersklasse zu einem Team aus neun Mädchen, die in diesen Tagen nach Aserbaidschan aufbrechen. Das ist eine mehrfache Herausforderung: Melanie ist erst seit Kurzem im Nationalkader und sie musste innerhalb kürzester Zeit die Choreografie im Aero-Dance lernen. Zudem ist der Austragungsort Ganja in einem Gebiet, in das nicht jeder reisen möchte – nach dem Flug von Berlin aus wartet auf die Teilnehmer eine mehrstündige, bewachte Busfahrt. „Die Turner nehmen viel auf sich“, sagt Trainerin Christine Kieweg vom TV Jahn Zizenhausen.

Aber Melanie Auer stellt sich den Herausforderungen gerne. Der Sport ist ihre Leidenschaft und sie hat das Talent – das sieht man deutlich beim Training. In ihrer Heimat Stockach steht sie fünf Mal in der Woche in verschiedenen Hallen auf der Matte. Ihre Trainerinnen, der Verein und ihre Familie sind sehr stolz auf sie.

Spagat zwischen Schule und Training

Christine Kieweg kennt die Sportlerin bereits seit sie als Achtjährige im Kinderturnen der TG Stockach war. Die Trainerin und Melanie erinnern sich, dass die junge Turnerin gerne gleich zur Aerobic gewollt habe, aber ihre Mutter erst ein Jahr lang überzeugen musste, ehe diese es erlaubt habe. Melanie habe damals auch noch Handball gespielt. Melanies Mutter sei letztendlich auch von der Aerobic begeistert gewesen.

Mit elf Jahren sei Melanie dann zum Leistungssport zum TV Jahn nach Zizenhausen gewechselt. Im Aerobic-Team sei Melanie heute das dienstälteste Mitglied und schaffe den Spagat zwischen Schule, Training und Wettkämpfen sehr gut. Der jüngste Erfolg: Gemeinsam mit dem Dance 5er-Team aus Zizenhausenen wurde sie Deutsche Vizemeisterin.

Zur Aerobic schildert die Trainerin, es gebe neben den tänzerischen Elementen auch Saltos, Flickflacks und mehr – es sei eine komplexe Sportart. „Der Schwierigkeitsgrad orientiert sich am Alter“, erklärt sie.

Erfolg beim Bundeskader-Test

Und wie kam Melanie ins Nationalteam? Die guten Sportler aus den Vereinen werden jedes Jahr zum Bundeskader-Test eingeladen. Wer es in den Kader, also das Nationalteam schafft, kann an regelmäßigen Trainingscamps an verschiedenen Orten in Deutschland teilnehmen. Zudem gibt es laut Christine Kieweg auch ein paar verpflichtende Termine. „Es ist schwer, in das Nationalteam reinzukommen“, betont sie. Melanie Auer sei dieses Jahr über eine Nachnominierung aufgenommen worden. „Das ist eine Riesenchance.“

Und diese Chance nutzt Melanie bisher mit Leidenschaft und Motivation. Die 16-Jährige und ihre Trainerinnen, zu denen neben Christine auch Jessica Kieweg gehört, erzählen im Gespräch zum Beispiel von einem Bootcamp an der Ostsee, in dem Melanie im Sommer war. Mit ihren Trainerinnen und engagierten Teamkolleginnen gab es in Zizenhausen auch lange Zusatztrainings, damit sie innerhalb weniger Tage die Choreografie aufholen konnte, die das Nationalteam bereits seit zwei Jahren beherrscht.

Viel Rückhalt im Heimat-Team

„Anfangs war es schwer mitzuhalten, aber es ging immer besser und ich habe mich immer wohler gefühlt“, erzählt die junge Sportlerin. Sie sei sehr gut im Team aufgenommen worden und die Nationaltrainer würden sich sehr gut um sie kümmern. Sie ist schon sehr gespannt auf die EM und den Unterstützern in der Heimat sehr dankbar: „Ohne Christine und Jessi hätte ich das nie geschafft.“

Bei der EM tritt in der Altersklasse 15 bis 17 ein Mädchenteam aus acht Turnerinnen an – neun fliegen hin. Ob Melanie Auer tatsächlich im Wettkampf antreten werde, sei noch nicht ganz klar und entscheide sich vor Ort, erklärt Christine Kieweg, die ihr alle Daumen drückt.

In der Gruppe gibt es beim Wettkampf eine Choreografie, die mehrere Minuten dauert. Das Areo-Dance-Team bei der WM habe dazu ein gruseliges Motto gewählt, erzählt die Trainerin, verrät aber noch nicht mehr.

Gruppe trainiert für die HBTG-Turnschau

Im aktuellen Training in Zizenhausen laufen momentan übrigens die Vorbereitungen für die HBTG-Turnschau am 22. November in Singen. Die Mädchen sind eifrig dabei zu sehr bekannter Videospiel-Musik ihre Schritte, Sprünge und Saltos zu üben. Unter den wachsamen Augen von Christine und Jessica Kieweg proben sie, entwickeln die Choreografie weiter und verfeinern die Details, damit es für das Publikum spannend wird.

Dabei unterstützen sich die Mädchen unterschiedlichen Alters auch stets gegenseitig – erst beim Aufwärmen, dann auch im eigentlichen Training. „Sie sind mit sich manchmal sogar strenger als wir Trainer“, erzählt Christine Kieweg lachend.

Auch Melanie war in den vergangenen Tagen noch beim Turnschau-Training dabei, während die EM schon kurz bevor steht. Die internationalen Teams messen sich ab dem 6. November miteinander. Der Nationalkader fliegt am Vortag von Berlin nach Aserbaidschan, wo es vom Flughafen mit dem Bus in die Stadt Ganja geht. Wenn das deutsche Team dort antritt, fiebern alle aus der Heimat mit.