Das Haus der Möglichkeiten öffnet: Stockacher können Innenstadt mitgestalten und sich präsentieren

Eine spannende Zeit liegt vor Stockach: Die Einwohner dürfen ein halbes Jahr lang selbst Ideen einbringen und dadurch mitgestalten, wie die Innenstadt sich entwickeln und einmal aussehen soll. Das heißt: wenn sie das wollen. Die Gelegenheit sei da und eigentlich so, dass keine Ausreden möglich seien, nicht mitzumachen, umreißt es Bürgermeisterin Susen Katter bei einem Rundgang an dem Ort, an dem sich diese besondere Bürgerbeteiligung abspielen wird – dem Honold-Haus in der Hauptstraße von Stockach.

„Ich habe schon während meines Wahlkampfs festgestellt, dass die Innenstadt jeden berührt und jeder andere Vorstellungen hat, wie sie aussehen sollte,“ erzählte sie. Mit einem besonderen Format für die Bürgerbeteiligung, das sie als Leuchtturmprojekt beschreibt, könne nun jeder daran teilhaben. Die Stadtverwaltung wolle nicht einfach entscheiden, sondern die Einwohner einbeziehen. Im Honold-Haus und mit parallelen Online-Möglichkeiten geschehe dies über eine lange Zeit und nicht in einer Einzelveranstaltung, bei deren Termin vielleicht jemand keine Zeit habe.

Stadtbaumeister Lars Heinzl schildert, wie man bald Ideen auf einer Karte auf diesem Tisch mit einer darüber angebrachten Kamera fotografieren kann. Bild: Ramona Löffler

Lars Heinzl ergänzte, ursprünglich sei ein kompletter Tag vorgesehen gewesen, doch nun werde es ein halbes Jahr sein – vom Verkaufsoffenen Sonntag am 12. Oktober bis zum nächsten am 29. März. In dieser Zeit gehe es Stück für Stück um verschiedene Bereiche der Innenstadt. Das Ziel sei es, die Einwohner zu hören und im kommenden Frühjahr mit den Ergebnissen in den Gemeinderat zu gehen, damit dieser die Verwaltung dann mit einem Kurs für die Innenstadt-Sanierung und -Entwicklung beauftragen könne.

Der Start ist am 10. Oktober

Am Honold-Haus schräg gegenüber des Bürgerhauses Adler Post hängt ein großes türkisfarbenes Banner, das auf das zukunftsweisende, innovative Projekt hinweist. Durch die hintere Haustür, einen ungewöhnlichen Lichthof und eine historische Holztreppe geht es in den ersten Stock, wo bis zum Start am 10. Oktober die letzten Vorbereitungen laufen. Die Räume, in denen irgendwann die Zeit stehengeblieben zu sein scheint, werden soweit fit gemacht, dass dort ein Ort der Begegnung und des Ideenaustauschs entsteht.

Eine große Tafel und viele Wegweiser zeigen, was in welchem Raum möglich ist. Da wären als Kern des Ganzen die Zimmer, in denen sich jeder interessierte Einwohner mit der Innenstadt beschäftigen und überlegen kann, wie er sie gerne hätte. Auf einem großen Tisch mit einer Karte der Oberstadt soll jeder selbst bestimmte Elemente arrangieren und dies dann auf einem Foto festhalten können, erklärt Lars Heinzl. So soll eine Ideensammlung entstehen. Gleichzeitig soll dies aber auch vermitteln, dass nicht immer alle Wünsche gleichzeitig möglich seien.

Viele Räume und viele Aspekte

Beim Thema Innenstadt spielen viele Bereiche eine Rolle: Verkehr, Parken, Begrünung, Aufenthaltsqualität oder auch die kulturellen Angebote. Dementsprechend sind Aspekte auch, wie die Zukunft der Bücherei und des Stadtmuseums aussehen. Im Alten Forstamt wird es zu eng für beide unter einem Dach und die Stadt hat Ende 2023 bereits das Volksbankgebäude in der Oberstadt gekauft. Die Bank zieht in den kommenden Jahren aus und das Gebäude wird ein Haus der Kultur werden.

In einem der Popup-Räume sind Schüler-Beiträge von der Langen Nacht der Demokratie ausgestellt. Bild: Ramona Löffler

Als historisches Gebäude ist das Honold-Haus zwar nicht barrierefrei und kann es so kurzfristig auch nicht werden, aber dennoch gibt es Lösungen, damit auch Personen mit Gehbehinderung oder im Rollstuhl die Möglichkeit haben, vor Ort an den Angeboten teilzunehmen. Eine Rampe überbrückt die Stufen zur Haustür und direkt rechts vom Eingang soll in einem Raum eine Light-Version der Beteiligungsmöglichkeiten eingerichtet werde.

Die Bürgerbeteiligung ist aber tatsächlich nur ein Teil der Haus-Nutzung bis Ende März 2026. In mehreren Räumen gibt es Präsentationen zum Sanierungsprogramm, in dem es für die Oberstadt Zuschüsse geben wird, oder zur Geschichte des Hauses und der Innenstadt. In weiteren Zimmern gibt es Popup-Space – das bedeutet, Kreativschaffende, Start-Ups, Firmen und alle, die sich mit Ideen ausprobieren wollen, können sich dort für eine Weile kostenlos präsentieren. Dies sei Raum „für kreative Köpfe“ und damit Leben reinkomme, so Heinzl, der auch auf einen Kaffee- und Sackautomaten im Gebäude hinwies.

Laut Wirtschaftsförderin Regina Schlecker hätten sich bereits die ersten Interessenten auf eine Anzeige im Gemeindeblatt hin gemeldet. Ein Ziel sei es, Leuten, die noch unbekannt seien, dioe Möglichkeit zu geben, sich sichtbar zu machen. Beim Rundgang hingen in einem der Popup-Räume außerdem schon die Schülerprojekte, die bei der Langen Nacht der Demokratie gezeigt wurden.

Verschiedene Veranstaltungen sind geplant

Auch durch Veranstaltungen soll Leben ins Haus kommen und Begegnungen stattfinden. Die Bürgermeisterin erläuterte, die Stockacher Vereine würden sich schon lange Räume wünschen. Das Honold-Haus biete nun die Möglichkeit für Treffen und Veranstaltungen. Außerdem wird es auch Termine geben, die sich konkret mit bestimmten Bereichen der Innenstadt beschäftigen. Als Beispiel nennt Corinna Bruggaier, Leiterin des Kulturamts und Stadtmarketings, den Gustav-Hammer-Platz, zu dessen künftiger Gestaltung es kurz nach dem Winterzauber im Dezember einen Infoabend geben soll. Und ein paar Kulturveranstaltungen finden dort auch statt.

Der Startschuss für das Honold-Haus fällt am Freitag, 10. Oktober, wenn nicht nur das Haus seine Türen für die Öffentlichkeit öffnet, sondern auch der Wochenmarkt an einen neuen Ort rückt. Der Freitagsmarkt findet künftig in der Hauptstraße im Bereich des Honold-Hauses statt. Das bedeute, die Hauptstraße werde künftig freitags ab 12 Uhr gesperrt sein, so Heinzl.

Am Verkaufsoffenen Sonntag, 12. Oktober, 13 bis 18 Uhr, sind das Gebäude mit seinen Möglichkeiten und die Bürgerbeteiligung ebenfalls ein großer Programmpunkt. Regulär orientieren sich die Öffnungszeiten an denen der Touristinfo, so Corinna Bruggaier. Das bedeutet: Dienstag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr. Sonntag und Montag ist geschlossen.

Und was hat es eigentlich mit dem Türkis auf sich? Eigentlich hat die Stadt Stockach kürzlich Mitternachtsblau, Korbblumenblau, Gelb und Melone als neue Stadtfarben etabliert. Corinna Bruggaier erklärt dazu, Türkis sei eine Sonderfarbe für dieses langfristige Projekt, da die Innenstadtsanierung rund ein Jahrzehnt dauern werde.

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