Wäre ein Beschluss vorschnell? Zumindest der Grünen-Ortsverband Raum Stockach stellt dies in Bezug auf ein Heimatmuseum in der historischen Schlosstorkel in Bodman in den Raum. Der Gemeinderat von Bodman-Ludwigshafen soll am Dienstag, 7. Oktober, über den Favoriten der in der vergangenen Sitzung vorgestellten Optionen für eine Realisierung im Torkel-Gebäude entscheiden – ein Konzept mit einem Museums-Bistro, bei dem der Pächter auch der Museumsbetreiber wäre. In der Torkel war in den vergangenen Jahren das Urweltmuseum zuhause und es ist somit ein etablierter Museumsstandort.
Die Veröffentlichung der Kritik, der Argumente und Forderungen des Ortsverbands kommt eigentlich überraschend, da die Resonanz im Gemeinderat am 16. September unter den Räten durchgehend positiv war. Mehrere Räte hatten Lob und sogar Gedanken zur Weiterentwicklung des favorisierten Konzepts, das Tobias Jaklin, der Vorsitzende des Fördervereins Museum Bodman-Ludwigshafen, präsentiert hatte. Dabei bräuchte es einmalige Investitionen in Höhe von rund 250.000 Euro sowie jährlich laufende Kosten von rund 18.400 Euro.

Obwohl der Ortsverband in seiner Stellungnahme darauf hinweist, dass seit rund 20 Jahren über die Umsetzung eines Museums diskutiert wird, findet er die Idee für die Torkel zu undurchdacht, vor allem angesichts der Kosten. Der Rat hatte zwar vor vielen Jahren ein Museum an sich beschlossen, Planungen begonnen und sogar beim Bau des Seeums Räume dafür eingeplant, doch bisher gab es nie eine Umsetzung – nun ist die Idee mit der Torkel neu. Dies liegt unter anderem daran, dass sich durch die Schließung des Urweltmuseums vom Rolf Hauff die Chance und Idee für ein Heimatmuseum in den historischen Mauern ergeben hatte.
Der Grünen-Ortsverband argumentiert, es gebe viele Fragen zu den Betriebs- und Personalkosten sowie zu unsichere Zahlen, die nur auf Annahmen basieren würden: „Bevor Grundsatzbeschlüsse geändert und langfristige Mittel gebunden werden, braucht es belastbare Fakten, klare Zuständigkeiten und eine transparente Gesamtkalkulation.“
Die Stellungsnahme nimmt sogar eine eher pessimistische Perspektive zu der Kombination aus Museum und Bistro ein, die das Gegenteil der konstruktiven Diskussion in der vergangenen Ratssitzung ist: „Die Kombination aus Museum und Bistro ist nur realisierbar, wenn sich ein Pächter findet, der beides – Gastronomie und Museumsbetrieb – übernimmt. Doch bereits heute ist es schwierig, überhaupt Wirte zu gewinnen. Was passiert, wenn sich niemand findet? Oder wenn der Betrieb nach kurzer Zeit wieder schließt?“

Der Ortsverband fordert deshalb keine Entscheidung, ehe alle Fakten und rechtlichen Rahmenbedingungen vollständig vorliegen. Er will eine unabhängige Prüfung aller Zahlen und Annahmen sowie eine Absicherung, wie im Falle eines Scheiterns mit den Investitionen umgegangen wird. Sein Fazit lautet: „Ein Museum ist für die Gemeinde Bodman-Ludwigshafen wichtig. Aber es muss solide geplant, realistisch kalkuliert und verantwortungsvoll beschlossen werden. Wird jetzt vorschnell für ein Museum in der Schlosstorkel entschieden, sind die Chancen auf ein modernes, digitales Museum im Seeum und die dringend benötigten großen Vereinsräume voraussichtlich dauerhaft vertan.“
Die Verwaltung von Bodman-Ludwigshafen hält wie bei vielen anderen Themen auch in der SItzungsvorlage fest, dass sie sich derzeit in einer angespannten finanziellen Lage befindet. Der Betrieb oder die Bezuschussung für ein Museum sei eine freiwillige Aufgabe, zu der die Gemeinde nicht verpflichtet sei. Gleichzeitig habe ein solches Museum jedoch eine identitätsstiftende Wirkung und werde befürwortet. Der langwierige Prozess um die Einrichtung eines Museums habe zu Frustration geführt und solle daher einer endgültigen Entscheidung zugeführt werden, so die Sitzungsvorlage.
Die finanziellen Bedenken werden dort jedoch auch dargelegt. Eine Unterstützung sei daher nur im Rahmen der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit machbar. Die Gemeinde würde nur Unterstützerin und Förderin sein, doch Betrieb und Pachtverhältnis müssten über den Museumsförderverein laufen.

Nach der Präsentation in der Sitzung am 16. September gab es viele positive und motivierte Meinungen. CDU-Rat Daniel Trisner sagte zum Beispiel: „Ich sehe eine unglaubliche Chance und Perspektive für den Ort.“
Zudem konnte sein Kollege Dietmar Specht als früherer Pächter der Torkel-Stube die Lage und Möglichkeiten gut einschätzen: „Wir hätten sicher 100 Veranstaltungen im Jahr machen können. Jeder wollte dorthin und was machen“, bemerkte er zu seiner Erfahrung mit Anfragen für Veranstaltungen in der Torkel. Solche Mietmöglichkeiten wären Teil des Konzepts für ein Museums-Bistro. SPD-Rätin Claudia Brackmayer ging sogar gleich davon aus, dass es bei einer Abstimmung eine Mehrheit für das Konzept geben werde.
Die Ratssitzung am Dienstag, 7. Oktober, beginnt um 19 Uhr im Sitzungssaal im Obergeschoss des Seeums in Bodman. Das Museum ist Punkt 5 auf der Tagesordnung. Die Sitzung wird digital per Alfaview übertragen, der Einwahllink wird auf der Internetseite der Gemeinde zu finden sein. Der Gemeinderat in Bodman-Ludwigshafen hat übrigens nur einen Vertreter der Grünen in seinen Reihen: Christoph Leiz.
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