Archäologischer Krimi um Göttin Brigida zieht Bodman in seinen Bann: Butterfahrt begeistert hunderte Zuschauer

Wenn die „Boluzei“ per Schiff kommt, einen kriminellen Professor verhaftet und dann auch noch ein antiker Zauber unerwartet funktioniert, ist das zum wiederholten Mal fantastisches und perfektes Theater mit Annie Lenk und ihren Theaterkollegen. Die „Butterfahrt nach Bodman – Die Kulturexpedition“ ist inzwischen schon so beliebt, dass einer der beiden Aufführungstage im Vorfeld komplett ausverkauft war.

Das Publikum wanderte verschiedene Schauspielstätten im Ort ab. Oder genauergesagt: Manche liefen komplett, andere fuhren auch ein Stück stilecht im Oldtimer-Bus, da es zwei Arten der Teilnahme gab. Zum großen Finale und der Bergung der Statue der Bodmaner Göttin Brigida de Bodungo aus dem See kamen alle Gruppen schließlich im Uferpark zusammen und machten eine Prozession zum Hafen, dessen Treppen wie ein antikes, griechisches Amphitheater wirkten.

Aber nochmal ein Stück zurück: Am Anfang war der große goldene Elefant, ein göttliches Tier, bei der Firma Rettich – dort ging die Butterfahrt los, die unerwartete Wendungen nahm und Lachen oder Staunen verursachte. Auf dem Bodungo-Pfad, einem vergessenen Pilgerpfad, und natürlich mit Reiseleitung wandelten die Butterfahrer auf den Spuren der Feuergöttin Brigida, um ihr Geheimnis zu lüften. Sie lernten die Maiden am Ziegelbrunnen am Waldrand über Bodman kennen und erfuhren Stück für Stück, was es mit der verschollenen Göttin und ihrer Geschichte auf sich hatte.

Am Wassertürmle wartete die erste große Überraschung in der Handlung, als die Archäologin Solveig auf die Gruppe traf und Verwirrung in die Geschichte brachte. Als das gelöst schien, trafen die Butterfahrer am Torhaus in der Seestraße auf Petrosinella, die aus dem Dachzimmer ihren Zopf herunter ließ, Gesang zum Besten gab und auf Rapunzel schimpfte.

Auf das Intermezzo mit der Sängerin folgten spannende und erneut überraschende Begegnungen am Brunnen im Uferpark. Eigentlich wollte Professor Legrand dort nach der Befragung der antiken römischen Auguren die von der Reiseleitung angekündigte Bergung der Brigida aus dem Bodensee vornehmen, doch das lief nicht ganz so ab, wie er es sich vorgestellt hatte – der Taucher konnte sie einfach nicht finden.

Doch kein Wunder: Ein paar Kinder hatten die Statue längst ans Ufer geholt. Nach diesem Schreck folgte der nächste: Der Heilige Gallus erschien plötzlich und machte seinem Unmut über die Vorgänge Luft, da er in weiter Vergangenheit die Brigida in den See verbannt hatte. Nun war er sauer, dass sie wieder da war. Kaum war der Professor ihn wieder los, tauchte die Archäologin Solveig auf, um von einer Fälschung zu sprechen und den Professor als Hochstapler zu bezeichnen – sie wurde dann als Verrückte von der Boluzei verhaftet.

Das eigentlich geplante Happy End nach einer Prozession mit Brigida und ihren Souls, die wie Cheerleaderinnen tanzten, zum Hafen wurde dann nochmal kräftig vom Krimifinale der Geschichte um die Archäologen und Brigida erschüttert. Da stellte sich doch tatsächlich heraus, dass Legrand der Vater von Solveig war, was beide nicht wussten, und dass er weit mehr als nur ein bisschen Dreck am Stecken hatte.

Das Ende vom Lied, oder bessergesagt MIT Lied: Die Boluzei kam per Tretboot und verhaftete Legrand, der singend mit dem Boot antransportiert wurde, während die Souls of Brigida und alle Schauspieler auf den Ufertreppen tanzten.

Das einzigartige Bodmaner Stück mit hochkarätiger Besetzung ließ die Gäste begeistert zurück. Selbst notwendige Improvisationen wegen Krankheitsfällen taten der Handlung und dem Erfolg keinen Abbruch. Am ersten Abend wuchs sogar das Publikum an, da am Uferpark-Brunnen und am Hafen noch weitere Zaungäste vom parallel stattfindenden Streetfood Picknick zu dem gelungenen Spektakel dazustießen.

Die „Butterfahrt nach Bodman“ war wieder ungewöhnlich, witzig und wunderbar. Die Schauspieler sind fantastisch und es macht Spaß, die Handlung an verschiedenen Stellen im Ort zu erleben, anstatt nur vor einer Bühne zu sitzen. Damit möglichst viele die beliebte Veranstaltung miterleben konnten, gab zeitversetzte Starts der Gruppen, die dann zum großen Finale zusammenkamen. Sogar eine echte Reisegruppe war am Samstag unter den Zuschauern – das gab dem Abend zusätzlich eine besondere Note.

Sehr gelungen sind auch Randbemerkungen, die zur Lokalgeschichte oder aktuellen Ereignissen in Bodman passen – zum Beispiel, dass beim Ausbaggern des Hafen archäologische Funde gemacht worden seien. Im wahren Leben beginnt in den kommenden Tagen das Ausbaggern von vier Häfen in Bodman-Ludwigshafen. Oder dass die Archäologin eine Ausstellung über Bridiga für das Schlosstorkel-Gebäude konzipieren möchte.

Konzept, Text und Idee stammt von Annie Lenk und Matthias Faltz, der die Regie geführt hat. Annie Lenk hatte nicht nur die künstlerische Leitung und war für die Ausstattung verantwortlich, sondern sprang kurzfristig auch noch als Augurin ein. Die Choreografien stammten von Ekaterina Khmara.

Schauspieler Andreas Bittl, der Professor Legrand darstellte, ist aus Serien wie „Tatort München 7“, „Hubert ohne Staller“ oder „Polizeiruf 110“ bekannt. Gerhard Polacek, der Darsteller des Bruder Gallus, spielte ebenfalls in der letztgenannten Serie und ist seit diesem Jahr in der Serie „Die Bestatterin“ zu sehen. Weitere beteiligte Schauspielerinnen wie Regina Raimjanova oder Victoria Schmidt, Musiker und die Choreografin gehören ebenfalls bekannten Bühnen und Produktionen an. Sie kamen also aus verschiedenen Ecken Deutschlands zusammen, um an der „Butterfahrt nach Bodman“ mitzuwirken.

Regisseur Matthias Falz hat im Lauf seiner Karriere verschiedenen Theaterbühnen geleitet und bei Stücken Regie geführt. Annie Lenk hat Kunstgeschichte und Kostümgestaltung studiert – seit Januar 2025 arbeitet sie als Veranstaltungskoordinatorin für die Karl Storz Stiftung. Sie entwickelte im Jahr 2021 gemeinsam mit Claudia Brier und Julia Bach das Konzept für die „Butterfahrt nach Bodman“, die nun zum dritten Mal stattgefunden hat.

Infos und Hintergründe zu den Butterfahrten nach Bodman gibt es im Internet unter www.butterfahrtnachbodman.de

Comments

Eine Antwort zu „Archäologischer Krimi um Göttin Brigida zieht Bodman in seinen Bann: Butterfahrt begeistert hunderte Zuschauer“

  1. Avatar von Annie Lenk

    Liebe Ramona Löffler vielen Dank für die Teilnahme an unserer Kulturexpedition! Und für den tollen Bericht und die fantastischen Fotos!

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