Wieviel Sicherheit braucht ein Narrentreffen? Die Antwort ist einfach und umfangreich zugleich – genau wie die Maßnahmen zum Jubiläumswochenende des Hohen Grobgünstigen Narrengerichts zu Stocken vom 23. bis 25. Januar 2026. Jede Menge ist nötig, erzählen drei Mitglieder des Ausschusses, der für Straßensperren, Umleitungen, Security und Toiletten zuständig ist.
Narrenpolizist Thomas Burgbacher bringt aus dem echten Leben wichtige Erfahrung mit ein, da er bei der Stadt Überlingen in der Abteilung Tiefbau arbeitet und sich daher mit dem Thema Straßensperrungen auskennt. Beim Narrentreffen müssen Bereiche entweder für das ganze Wochenende oder temporär für Veranstaltungen wie den großen Umzug abgesperrt werden.
Große Fahrzeuge fungieren als Sperren
Das Wo und Wie ist bis ins kleinste Detail auf verschiedenen Karten verzeichnet, die Laufnarrenvater Michael Zehnle und Narrengerichts-Kämmerer Martin Bosch beim Pressegespräch zeigen. Mehrere Firmen stellen Fahrzeuge wie Lastwagen und Bagger zur Verfügung, die an bestimmten Stellen als Sperren stehen werden. Fahrer seien so eingeteilt, dass im Notfall für Feuerwehr und Rettungsdienst Platz gemacht werden könne, schildert Bosch. Im Festzelt und in der Jahnhalle werde eine Security-Firma im Einsatz sein, während die Polizei draußen zuständig sei.
Zehnle merkt im Hinblick auf mögliche Vorkommnisse beim Narrentreffen direkt an: „Das beste Konzept ist natürlich das, das man am Ende nicht braucht.“ Die Narren hoffen auf ein friedliches Fest – so wie sie es auch aus anderen Orten kennen. Absperrungen sichern aber nicht nur Teilnehmer und Gäste, sondern lenken in Kombination mit den Umleitungsschildern auch den Verkehr, damit die, die sich nicht auskennen, den Weg und vor allem auch die Parkplätze finden. Immerhin rechnet das Narrengericht mit 6000 Hästrägern und 12.000 Besuchern.
Verkehrskadetten regeln den Verkehr

Am Festwochenende werden laut Martin Bosch sogar die Konstanzer Verkehrskadetten in Absprache mit der Polizei in Stockach unterwegs sein und für einen reibungslosen Verkehrsfluss sorgen. Natürlich kommen nicht alle Besucher und Teilnehmer mit dem Auto: Die rund 50 teilnehmenden Zünfte reisen in Bussen an. Zudem fahren Seehäsle und Biberbahn.
Michael Zehnle erzählt, wie die Planung bereits seit einem Jahr läuft und der Ausschuss immer wieder Treffen mit dem Ordnungsamt, der Polizei, dem Roten Kreuz, der Feuerwehr oder auch den Stadtwerken hatte. Sowohl zwischen den Gliederungen als auch mit den Blaulicht-Organisationen und der Stadt gebe es eine sehr gute Zusammenarbeit, betonen er und seine Kollegen.
Die Stadtwerke Stockach sorgen zudem dafür, dass die Straßenlaternen in den Nächten von Freitag auf Samstag und Samstag auf Sonntag durchgehend brennen. So muss kein Besucher im Dunkeln laufen.
Genug Toiletten für alle
Für das Wohl der Besucher und Teilnehmer braucht es aber nicht nur Sicherheit, sondern auch Sanitäranlagen. Die öffentlichen Toiletten reichen dazu nicht aus – also kommen mobile Anlagen an verschiedenen Stellen in der Stadt dazu. Martin Bosch weist auch ausdrücklich auf Standorte mit Behindertentoiletten hin: Eine im Bereich Schillerstraße, eine am Stadtmuseum und eine bei der evangelischen Kirche. Im Bürgerhaus Adler Post sei ebenfalls eine behindertengerechte Toilette vorhanden. Da die gemieteten mobilen Anlagen an Wasser- und Abwasserleitungen angeschlossen werden müssen, ist dies ein hoher logistischer Aufwand, bei dem die Stadtwerke Stockach unterstützen.
Überhaupt denken die Narren an körperlich eingeschränkte Besucher, zu denen neben Behinderten auch Senioren gehören. Damit diese Menschen ebenso viel Spaß haben und beim Umzug sehen können, wird beim Stadtwall-Carrée der erhöhte Bereich bei den Läden als Zuschauer-Empore abgesperrt. Dort dürfen dann Behinderte und Senioren Platz nehmen, um den Umzug genießen zu können. Mitglieder der Malteser stehen dort dann als Betreuer bereit und helfen, falls nötig.
„Wir wollen, dass alle am Fest teilhaben können“, sagt Zehnle. Bei Narrentreffen sei es üblich, an alle zu denken. In der Oberstadt werde es an der Ochsen-Kurve eine Möglichkeit für die Bewohner der Pflegeheime geben, den Umzug zu verfolgen.
Rotes Kreuz kümmert sich um Verletzte
Und falls sich jemand verletzt, steht das DRK an zwei Standorten bereit. Im Pallottiheim können Verletzte versorgt werden, bis ein Krankenwagen eintrifft. Gleiches gilt für ein Klassenzimmer in der Realschule – dieser Standort befindet sich zwischen Jahnhalle und dem Festzelt auf dem Dillplatz, wo ebenfalls viele Menschen feiern werden.

Michael Zehnle beschreibt weiter, Angehörige des DRK würden auch immer rumlaufen und schauen, ob jemand Hilfe brauche – das sei dann so, wie man es zum Beispiel vom Schweizer Feiertag her kenne. Der DRK-Ortsverband Stockach organisiere und koordiniere die eigenen Kräfte und Helfer aus anderen Orten. „Und das Krankenhaus wird am Wochenende aufgestockt“, ergänzt Martin Bosch. Falls etwas sein sollte, wäre dort genug Personal vor Ort.
Hoher Aufwand und die Kosten-Frage
Im Rückblick auf Fastnachts-Großveranstaltungen in den Jahren 2006 oder 2015 vergleicht Martin Bosch, was für ein Riesenaufwand inzwischen notwendig sei. Damals habe man einfach ein paar Schilder aufgestellt – mehr nicht. Jetzt brauche es ein umfangreiches Konzept, das beim Ordnungsamt abgesegnet werden müsse, sowie Schilder, Umleitungen, Sicherheitseinrichtungen, Kontrollen, ob die Schilder noch richtig stehen, und alles sei mit entsprechenden Kosten verbunden. Wie hoch diese sein werden, lasse sich momentan aber noch nicht sage, so Bosch. Allerdings liege alleine die Summe für die Toilettenanlagen-Miete im fünfstelligen Bereich und man könne noch nichts sagen, wie viel Reinigung notwendig sein werde.
Der Fest-Pin für das Wochenende und die Sponsoren helfen dem Narrengericht, die Kosten abzufangen. Ein Besucher-Pin kostet 5 Euro, für die Hästräger, die beim Umzug mitmachen, 3 Euro.
Die Arbeit geht dem Ausschuss nicht aus
Obwohl bereits viel von der Planung fertig ist, stehen in den kommenden Wochen noch ein paar Endbesprechungen an. Und an den Tagen des Narrentreffens selbst sind die Ausschuss-Mitglieder auch im Einsatz. Ihre Arbeit ist also nicht mit Planungen getan. Sie schauen, dass die Umsetzung passt und die Brauchtumsvorführungen gut laufen. Je nach dem, wie es am Sonntagmorgen aussehe, müsse vielleicht eine Kehrmaschine in den Einsatz. Und falls es schneien sollte, müssten die Narren darauf reagieren, da die Technischen Dienste dann außerhalb des Festbereichs unterwegs wären.
Für den Sonntagsumzug gibt es einen akribischen Plan, damit die Zünfte genau wissen, wann sie dran sind. Obwohl Thomas Burgbacher eine Tabelle mit vielen Angaben in der Hand hält, als er davon erzählt, fügt er hinzu: „Die Fasnacht lässt sich schwer über Excel lenken.“
Die drei Männer freuen sich bereits sehr auf das Narrentreffen. „Wir hoffen auf gutes Wetter und dass es ein tolles, friedliches Fest wird“, sagt Zehnle. „Wo Narren sind, ist es eigentlich immer schön und friedlich.“

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