Bodman-Film begeistert: Historischer Kinoabend mit spannender Zukunftsperspektive fürs Heimatmuseum

„Überwältigend“ – so beschreibt Christoph Rettich vom Museumsförderverein Bodman die riesige Resonanz auf den historischen Bodman-Film, der am Freitagabend in der Schlosstorkel gezeigt wurde. Das Torkel-Gebäude war einen Abend lang ein in doppeltem Sinne historischer Kinosaal und zog weit mehr Besucher an, als der stellvertretende Vorsitzende und seine Kollegen erwartet hätten. Die Stühle und Bänke reichten bei Weitem nicht aus – viele Besucher standen an den Wänden und Seiten, um die Filmaufnahmen anzuschauen, die überwiegend aus dem Jahr 1957 stammen. Auch nach Beginn trudelten noch weitere Interessierte ein.

Doch obwohl diese Zeitreise in die Vergangenheit im Mittelpunkt des Abends stand, wartete auch ein Blick in eine mögliche Zukunft auf die Besucher. Tobias Jaklin, der den Vorsitz des Museumsfördervereins 2024 von Wilderich Graf von und zu Bodman übernommen hat, griff in seiner Begrüßung der Gäste und dem Dank ans Urweltmuseum, das momentan noch in der Schlosstorkel beheimatet ist, auf, wie es mit dem Gebäude weitergehen könnte: Auch wieder als Museum. Genauergesagt: Als das seit rund 20 Jahren ersehnte Heimat- und Bürgermuseum mit Funden aus der Seegemeinde.

Tobias Jaklin, der Vorsitzende des Museumfördervereins Bodman, begrüßt die Gäste. Bild: Ramona Löffler

Jaklin schilderte, dass der Museumsförderverein Bodman am 16. September im Gemeinderat ein detailliertes Konzept für ein Heimat- und Bürgermuseum in der Torkel vorstellen werde. Er hoffe, dass nach etwas Bedenkzeit im Oktober vielleicht die Entscheidung falle, ob die Gemeinde der Finanzierung zustimme. Das Gebäude sei sehr geeignet und bereits als Museum eingespielt.

Auch Christoph Rettich wünscht sich eine Verwirklichung des Museums in den historischen Mauern. Die Torkel sei inzwischen zu einem historischen Zentrum geworden und es wäre schade, wenn dies wieder wegfallen würde, sagte er nach dem Film im Gespräch.

Aber zurück zum Film, dem Star des Abends: Der flimmerte zwar nicht zum ersten Mal über eine Leinwand, war jedoch schon viele Jahre nicht mehr zu sehen. Tobias Jaklin erklärte, der Filmabend mit diesem „Geschichtszeugnis“ sei ein Beitrag des Vereins zum 50jährigen Gemeindejubiläum. Er griff in seiner humorvollen Art das Aussehen des Filmmaterials auf und erntete dafür amüsierte Lacher. Inhaltlich stamme der Film aus einer Zeit, als die Gemeindereform von 1975 noch weit weg gewesen sei. Bodman sei damals eine eigenständige Gemeinde gewesen.

Zudem erklärte er, der Film sei mit einer Stunde Laufzeit doch länger, als der Verein ursprünglich gedacht habe. Den Torkelkino-Besuchern war er am Ende aber eigentlich zu kurz. Sie waren so fasziniert von den historischen Aufnahmen aus Bodman, dass beim Wort „Ende“ auf der Leinwand erst Bedauern zu hören war, gefolgt von tosendem Applaus.

Das Interesse am historischen Bodman-Film in der Schlosstorkel war riesig. Bild: Ramona Löffler

Ein paar wenige Zeitzeugen, die im Jahr 1957 die Filmaufnahmen miterlebt hatten und selbst im Film zu sehen sind, saßen in den Zuschauerreihen. Sie kannten die Personen, die in schwarz-weiß über die Leinwand flimmerten, waren aber nicht die einzigen. Immer wieder ging ein Raunen herum oder es kam ein Ausruf, wer gerade zu sehen war. Eine Szene mit Pferden auf einer Wiese (heute Strandbad-Parkplatz) zeigte zum Beispiel den verstorbenen Karl Weber, den Vater von Tierärztin Karin Weber.

Zeitzeugin Helga Koch sagte auf Nachfrage, die Aufnahmen seien im Sommer 1957 angefertigt worden. Farbaufnahmen, die am Ende des Filmes zu sehen sind, stammen aus späteren Jahren – Tobias Jaklin vermutet, dass diese aus den 1960ern sind.

Der Großteil des Films ist in schwarz-weiß und aus dem Jahr 1957, also einige Jahre vor der Gemeindereform, die 1975 war. Bild: Ramona Löffler

Die Bodmanerin ist in dem Film als junge Frau gemeinsam mit der ganzen Familie zu sehen. Sie erzählte, der Umzug von Musikern, Narrenverein und Vereinen durchs Dorf, der im Film zu sehen ist, sei extra dafür gemacht worden. Der Gesangsverein, in dem ihr Vater sehr aktiv gewesen sei, habe die Filmaufnahmen damals initiiert und umgesetzt.

Der Film mit Alltagsszenen, eine Feuerwehrprobe, einen Umzug durchs Dorf, sportliche Vorführungen und Boote ist ein einfaches und zugleich faszinierendes Werk. Die Personen sind sehr natürlich festgehalten, einige sind sogar deutlich verlegen, wenn die Kamera auf sie gerichtet wird. Der Vorspann betitelt ihn als „Der örtliche Heimatfilm – Bei uns Zuhous“ und ist sogar humorvoll angelegt, da er mitteilt: „Schnitt so wenig wie möglich“ und „Übereinstimmungen von Handlungen und Personen sind nicht erfunden und kein Zufall.“

Diese Torkelpresse, die dem Gebäude des Namen gibt, wiegt rund 20 Tonnen. Bild: Ramona Löffler

Der Film hat keinen eigenen Ton, war aber extra für die Aufführung mit Musik unterlegt. Musiker Duke Span hatte dies übernommen und ein Mischung aus Schlagern wie „Ein Schiff wird kommen“ und klassischer Musik ausgewählt. Dazu gab es stilecht für Kinogefühl Popcorn und Knabbersachen, Getränke und Brezeln.

Das Werk soll bald erneut zu sehen sein – und dann mit Untertiteln, die Orte und Personen beschreiben. Dazu will sich der Verein mit den Zeitzeugen zusammensetzen, die alle Darsteller benennen können. So wird dieser Film von 1957 ein noch wichtigeres Dokument der Zeitgeschichte.

Momentan befindet sich das Urweltmuseum mit Fossilien in der Schlosstorkel, schließt aber Mitte September. Der Museumsförderverein Bodman würde gerne das ersehnte Heimatmuseum in dem Gebäude einrichten. Bild: Ramona Löffler

Infos zum Museumsförderverein gibt es hier. Der Förderverein veranstaltet immer freitagabends historische Ortsführungen in Bodman. Außerdem wird es laut Tobias Jaklin am Tag des offenen Denkmals, 14. September, Führungen in der Schlosstorkel und dem Hofgut Spittelsberg geben.

Comments

2 Antworten zu „Bodman-Film begeistert: Historischer Kinoabend mit spannender Zukunftsperspektive fürs Heimatmuseum“

  1. Avatar von Astrid Kreibich
    Astrid Kreibich

    Liebe Frau Löffler, vielen Dank für diesen authentischen Bericht des Torkel-Abends. Genauso habe ich die Stimmung empfunden und ich hoffe sehr, dass Ihren tollen Artikel auch der Gemeinderat lesen wird. Der Torkel wäre der richtige Platz für das Heimatmuseum:) Herzliche Grüße von Astrid Kreibich aus der Alten Vogtei

  2. Avatar von Matthias Weckbach
    Matthias Weckbach

    Liebe Ramona,

    vielen Dank für Deinen tollen Bericht, so konnte ich auch in Italien die Stimmung vor Ort nachvollziehen.

    Glückwunsch zu Deinem News- Format!

    Liebe Grüße, Matthias

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