Furiose Vernissage: Hunderte strömen zu Ausstellung der Kunstfreunde

So eine überwältigende Resonanz hatten die Kunstfreunde Bodman-Ludwigshafen nicht erwartet: Mehr als 200 Besucher kamen zur Vernissage der Ausstellung „Kunst im Doppelpack“ im Seeum in Bodman. So war die zweitägige Schau, die noch bis Sonntag, 19. Oktober, 17 Uhr zu sehen ist, bereits von der ersten Minute an ein riesiger Erfolg.

Die lange Vorbereitung und Mühe haben sich mehr als gelohnt: Der große Saal im Seeum sieht mit den Gemälden, Skulpturen, Mosaiken und Fotografien wie eine ansprechende und elegante Galerie aus. Dazu kommen Klanginstallationen von Duke Span, die hinter Vorhängen auf der Bühne und in der umfunktionierten Garderobe eingerichtet sind. Die rund 50 Werke von 25 Künstlern wurden in Stil und Farbe perfekt aufeinander abgestimmt.

Eine Ausstellung mit viel Herz und Liebe

Wer nur Stellwände erwartet hatte, erlebte eine große Überraschung: Ja, es gibt ein paar Stellwände, aber auch die Raumhöhe und die großen Wandflächen sind mit Bildern bestückt – ein toller Anblick. Vor allem der „Der Mondgreif“, der scheint, als ob er über der Kunst fliegt, ist sehr passend ins Szene gesetzt. Und während einige Skulpturen auf schwarzen Podesten stehen, ist die Brigida von Annie Lenk, die viele von der „Butterfahrt nach Bodman“ kennen, so im Raum platziert, dass sie bei der Vernissage zwischen den Besuchern stand und es fast wirkte, als sei sie eine von ihnen oder mit ihnen im Gespräch.

„Wir sind zutiefst berührt und supererfreut – wir hätten nie gedacht, dass so viele heute Abend hier sind“, sagte Eva-Maria Hübner, die Vorsitzende der Kunstfreunde in ihrer Begrüßung. „Das ist für uns ein besonderer Abend, weil wir zum ersten Mal als Kunstfreunde eine Ausstellung veranstalten.“ Besonders sei auch, dass die Künstler aus der Doppelgemeinde stammen.

Kultureller Schatz und Liebe zum See

Sie erzählte, welche Herausforderung vor allem die Tage vor der Ausstellung gewesen seien und bedankte sich bei denen, die die angelieferten Werke in eine so ansprechende Ausstellung verwandelt haben. Ebenso hob sie hervor, dass die Ausstellung ohne die vielen Unterstützer und den Zuschuss aus dem LEADER-Förderprogramm nicht möglich gewesen sei.

Rund 200 Gäste, vielleicht mehr, sind bei der Vernissage dabei. Bild: Ramona Löffler

Die Kunstfreunde hätten das Gemeindejubiläum 50 Jahre Bodman-Ludwigshafen zum Anlass genommen, diese Ausstellung auf die Beine zu stellen. „Wir wollten damit auch die Kulturszene dieses Ortes präsent machen und zeigen, was wir in einer Gemeinde mit rund 4900 Einwohnern für einen kulturellen Schatz haben“, beschrieb Eva-Maria Hübner. Die tiefe Liebe zum Ort, der Heimat und dem See würde die Künstler und Gäste an diesem Abend verbinden. Diese Liebe sehe man auch in vielen Werken.

Bürgermeister Christoph Stolz gratuliert zur gelungenen Ausstellung. Bild: Ramona Löffler

Bürgermeister Christoph Stolz hob die Kraft, den Mut und die Kreativität der Künstler hervor. „Das zu zeigen und hier zusammenzuführen, ist eine ganz besondere Leistung. Hut ab! Das ist ein ganz besonderes Highlight im Jubiläumsjahr“, lobte er und sagte, er sei dankbar und stolz auf die Künstler im Ort.

Graf Bodman gratuliert und gibt Einblicke

Als Ehrengast sprach Wilderich Graf von und zu Bodman ebenfalls einige Worte. „Es ist toll, dass sie sich getraut haben, viele Künstler hier zusammenzuführen.“ Angesichts des vollen Raumes ergänzte er: „Und Sie sehen: Es ist ein kolossales Echo – herzlichen Glückwunsch.“ Bodman und Ludwigshafen übe seit Ende des 19. Jahrhundert eine besondere Anziehungskraft auf Künstler aus. Kunst habe hier schon lange eine Heimat und bedeutende deutsche Maler hätten hier gearbeitet oder seien hier aufgewachsen.

Wilderich Graf von und zu Bodman spricht über Bodman-Ludwigshafen als Ort, in dem Künstler gerne arbeiten und wo auch viele aufgewachsen sind. Bild: Ramona Löffler

Graf Bodman lief in seiner Rede auch einfließen, dass manche Künstler von ihrer Arbeit leben und dass die Werke der Ausstellung gekauft werden können. Den Künstlerkatalog zur Ausstellung, den er erwähnte, präsentierte Eva-Maria Hübner nach seiner Rede und überreichte je ein Exemplar an den Grafen und den Bürgermeister. Weitere Exemplare gingen an die Künstler, liegen am Eingang aus und werden auch an verschiedenen Stellen im Ort zum Mitnehmen verteilt.

Viele Künstler waren anwesend und kamen mit den Vernissage-Gästen ins Gespräch. Ein Fotocomposung von Wolfram Ottlinghaus faszinierte die Menschen, da dieses großformatiges Luftbild von Bodman-Ludwigshafen augenzwinkernd 100 Jahre in die Zukunft blickt und unter anderem eine Insel, schwimmende Solaranlagen oder verschiedene Brückenkonstrukte zeigt. Zum Bild gibt es einen Text, der sehr amüsant die fiktive Entwicklungsgeschichte zeigt.

Große künstlerische Vielfalt am See-Ende

Zum nahe Hinschauen laden auch die Mosaike von Armin Grathwohl ein, der für ein Werk Scherben von Tellern und Tassen verarbeitet hat. So kann man hier und da einen Henkel erkennen oder besonders schöne Blumenmuster und Schnörkel. Aber generell kann man lange vor jedem Werk stehenbleiben und spannende Details entdecken. Alle möglichen Bildformate und Materialien sind vertreten – die Ausstellung zeigt wirklich die große künstlerische Vielfalt am See-Ende.

Zu den Besonderheiten gehört zudem, dass gleich zwei Künstlerfamilien jeweils mehrfach unter den 25 Kunstschaffenden vertreten sind: Hanna, Hildegard und Reinhard Siecke sowie Pianist und Komponist Jakob Siecke, der bei der Vernissage eine eigene Komposition spielte, und Annie, Miriam sowie Peter Lenk.

Wer zur Ausstellung geht, kann übrigens mehr machen, als einfach nur die Wände ablaufen: Da wären die bereits erwähnten Klanginstallationen, die auch zum Hören einladen, und zudem bietet ein Begleitprogramm Einblicke oder nochmal etwas zum Zuhören. Bei geführten Rundgängen erhalten die Besucher tiefere Einblicke in die Werke und am Samstagabend gibt es Kunstmeditationen zum Tagesausklang. Am Sonntagmittag ist eine Führung am Narrenschiff von Peter Lenk an der Außenwand des Seeums. Für Kinder und Jugendliche findet am Sonntagnachmittag eine altersgerechte Führung statt, gefolgt von einer Lesung aus „Die Prophezeiung des Mondgreifen“.

Bei so viel Kunst und Vielfalt ist nur eine Sache schade: Zwei Tage sind für so eine Ausstellung eigentlich viel zu kurz.

Das Programm

Samstag, 18. Oktober, 10 bis 20 Uhr offen:
12, 15 und 17.30 Uhr: geführte Rundgänge durch die Ausstellung
19 und 19.30 Uhr: Kunstmeditationen zum Tagesausklang

Sonntag, 19. Oktober, 10 bis 17 Uhr offen:
12 Uhr: Führung durch die Ausstellung
14 Uhr: Führung am Narrenschiff von Peter Lenk an der Außenwand des Seeums
15.30 Uhr: Führung für junge Kunstinteressierte/Kinder durch die Ausstellung, anschließend liest Dirk Wolf aus seinem Buch „Die Prophezeiung des Mondgreifen“

Infos und Mitgliedsanträge gibt es im Internet unter www.kunstfreundebolu.de

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